Zweiter Akt


[138] Dasselbe Zimmer – nur ein paar Luxusmöbel sind zugekommen – Schaukelstühle – Lorbeerkränze an den Wänden. Urban und Haeser in Schaukelstühlen rechts und links, Langenbeck mit dem Rücken gegen die hintere Türe mitten vorm Tisch.


URBAN. Jetzt haben wir bereits 87 Zeitungen angekauft – und alle die Zeitungen reden täglich von den Vereinigten Staaten Europas. Na, Rechtsanwalt, was wollen Sie mehr?

DR. LANGENBECK. Jawohl, Sie sind der Uebergründer. Aber ich schwöre Ihnen: es wird Ihnen noch mal sehr schlecht gehen.

HAESER. Das hat aber mit den vereinigten Staaten von Europa nichts zu tun. Ob es Herrn Josef Urban schlecht oder gut geht: die vereinigten Staaten von Europa werden demnächst in voller Figur da sein.

DR. LANGENBECK. Und die Kapitalisten des Europa-Bundes werden[138] die vereinigten Staaten von Europa regieren – jawohl – wenns man nicht schief geht.


Diener bringt Telegramm, Langenbeck liest es.


URBAN. Was gibts? Langenbeck steht auf und überreicht ihm das Telegramm. Ah! Mir stehen also jetzt 700 Millionen zur Verfügung – der Kongress der Europa-Bündler soll in vier Wochen in München tagen.

DR. LANGENBECK. Ich gratuliere Ihnen, Herr Urban – aber ich erkläre Ihnen auch gleichzeitig, dass ich von jetzt ab gegen Sie Stellung nehmen werde. Nach meinem Dafürhalten knöpfen Sie den Kapitalisten einfach das Geld ab – und die vereinigten Staaten bleiben ein Hirngespinst.

URBAN. Das wollen wir sehen.

DR. LANGENBECK. Ja – das wollen wir sehen – in München. Leben Sie wohl. Hinten ab.


Haeser und Urban springen auf und umarmen sich.

Vorhang!


Quelle:
Paul Scheerbart: Gesammelte Arbeiten für das Theater. Band 1, München 1977, S. 138-139.
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