2.

[49] Wer reit't mit sieben Knappen ein

Zu Heidelberg im Hirschen?

Das ist der Herr von Rodenstein,

Auf Rheinwein will er pirschen.


»Hollaheh! den Hahn ins Faß! schenkt ein!

Ich fürcht', die Kehlen rosten!

Wir wöll'n ein halb Jahr lustig sein,

Und sollt's ein Dorf auch kosten!


Ein Dorf, was ist's?... Ein rußig Loch,

Und ich hab' ihrer zweie,

Ich hab' ja Pfaffenbeerfurt noch

Und Reichelsheim, das treue.«


Trommeten klangen mit Schalmei'n,

Die Pauken täten schweigen ...

Sechs Monden saß der Rodenstein

Beim süßen Rheinweinreigen.


Und als nach halber Jahresfrist

Der Rechnung er gewunken,

Da sprach er: »Hollaheh! jetzt ist

Auch Reichelsheim vertrunken!

Reichelsheim ist hin!

Reichelsheim ist fort!

Reichelsheim, der treue, schnapsbrennende Ort,

Reichelsheim ... ist ... veritrunken.


Hollaheh! doch wie man's treibt, so geht's!

Was liegt an dem Verlurste?

Man spricht vom vielen Trinken stets,

Doch nie vom vielen Durste.

Reichelsheim ist hin!

Reichelsheim ist fort!

Reichelsheim, der treue, schnapsbrennende Ort,

Reichelsheim ... ist ... veritrunken.«

Quelle:
Joseph Viktor von Scheffel: Kritische Ausgabe in 4 Bänden, Band 1, Leipzig/ Wien 1917, S. 49-50.
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