3.

[50] Wer wankt zu Fuße ganz allein

Gen Heidelberg zum Hirschen?

Das ist der Herr von Rodenstein,

Vorbei ist's mit dem Pirschen.


»Herr Wirt, ein Kännlein dünnes Bier

Und einen Harung im Salze!

Ich hab' vom vielen Malvasier

Das Zipperlein am Halse.


Der schönste, größte Durst der Pfalz

Muß früh in Ruh'stand sinken;

Das letzte Dorf des Odenwalds

Kann ich nicht mehr vertrinken.


Einen Notary ruft herein,

Der schreib' die Testamenten:

Pfaffenbeerfurt soll der Hochschul' sein,

Mein Durst den Herrn Studenten!


Stets bin ich alter Mann gerührt,

Seh' ich die wackern Jungen,

Und schlucken sie wie ich, so wird

Dereinstmals doch gesungen:

Pfaffenbeerfurt ist hin!

Pfaffenbeerfurt ist fort!

Pfaffenbeerfurt, die duftige Mistfinkenhöhl',

Pfaffenbeerfurt, des Odenwalds Kronjuwel,

Pfaffenbeerfurt ... ist ... veritrunken!


Hollaheh! doch wie man's treibt, so geht's!

Was liegt an dem Verlurste?

Man spricht vom vielen Trinken stets,

Doch nie vom vielen Durste.

Pfaffenbeerfurt ist hin!

Pfaffenbeerfurt ist fort!

Pfaffenbeerfurt, die duftige Mistfinkenhöhl',

Pfaffenbeerfurt, des Odenwalds Kronjuwel,

Pfaffenbeerfurt ... ist ... veritrunken!«

Quelle:
Joseph Viktor von Scheffel: Kritische Ausgabe in 4 Bänden, Band 1, Leipzig/ Wien 1917, S. 50-51.
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