3.

[255] Blüten wehen, Lieder klingen

Durch des Lenzes grüne Hallen,

Liebestrunkne Nachtigallen

Hört man von den Rosen singen.


Und auch du, o Liederseele,

Regest nun die zarten Flügel;

Ach, zu welchem Blumenhügel

Schwebet meine Philomele?


Nur in Sarons Rosendüften

Will sie künftig sich berauschen,

Und auf Engelharfen lauschen,

Sanft umspielt von Himmelslüften.


Doch sie werden ihr bald lauschen,

Schweige du, mein tiefes Grämen!

Bald wird man ihr Lied vernehmen,

Wo die Lebensbäche rauschen.


Quelle:
Max Schenkendorf: Gedichte, Leipzig o.J, S. 255-256.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Gedichte