Als die Kaiserin Elisabeth Baden verließ

[191] 1814.


Zeuch denn fort aus diesen Fluren,

Von der Väter altem Haus,

Von den theuren Heldenspuren

In die Ferne zeuch hinaus.


Sieh noch einmal diese Höhen,

Einmal noch dies holde Thal,

Das du nie in Schmach gesehen,

In dem hell'sten Sonnenstrahl.
[191]

Diese Bilder laß begleiten

Dich ins kaiserliche Zelt.

Durch des Nordens Hallen schreiten

Laß die deutsche Heldenwelt.


Laß, wie dieses Thales Quellen,

Auch dein kühnes frommes Herz

Oft in Lieb' und Sehnsucht schwellen

Nach der Heimat Lust und Schmerz.


Wärm're Quellen, tief're Tiefen

Hegt die gotterfüllte Brust,

Tausend Geister, welche schliefen,

Hast zu wecken du gewußt.


Hohes Amt hat aufgetragen

Dir dein deutsches Vaterland,

Sel'ges Loos von fernen Tagen,

Fürstin, liegt in deiner Hand.


Wenn dein Ritter, dem in Kriegen

Wie im Rath ein Lorbeer sprießt,

Nach den fernen langen Zügen

Deine Schönheit fröhlich grüßt,


Lab' ihn dann mit neuer Stärke,

Schenk' ihm süßen Heldenwein,

Daß noch viel der Gotteswerke

Durch sein gutes Schwert gedeihn.


Laß ihn Deutschlands Kraft und Milde,

Deutschlands Glauben, Deutschlands Treu'

Schauen in dem schönsten Bilde

Sich zur Seite, jung und neu.


Sei die Botin von dem Lande,

Das nach ihm schaut unverwandt,

Das ihm früh zum Unterpfande

Dich, du liebstes Gut, gesandt.
[192]

Von den Hügeln, aus den Reben

Quillt hier alter Grafenwein,

Und so soll dein holdes Leben

Wie dein Vaterland gedeihn!


Quelle:
Max Schenkendorf: Gedichte, Leipzig o.J, S. 191-193.
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