Ein und zwanzigster Auftritt.

[82] Tamino, der hereingeführt wird. Vorige.


SARASTRO. Prinz, dein Betragen war bis hieher männlich und gelassen; nun hast[82] du noch zwey gefährliche Wege zu wandern. – Schlägt dein Herz noch eben so warm für Pamina – und wünschest du einst als ein weiser Fürst zu regieren, so mögen die Götter dich ferner begleiten. – – Deine Hand – Man bringe Paminen!


Eine Stille herrscht bey allen Priestern, Pamina wird mit eben diesem Sack, welcher die Eingeweihten bedeckt, hereingeführt, Sarastro löst die Bande am Sacke auf.


PAMINA. Wo bin ich? – Welch eine fürchterliche Stille! – Saget, wo ist mein Jüngling? –

SARASTRO. Er wartet deiner, um dir das letzte Lebewohl zu sagen.

PAMINA. Das letzte Lebewohl! – wo ist er? – Führe mich zu ihm! –

SARASTRO. Hier! –

PAMINA. Tamino!

TAMINO. Zurück!


Terzett.


Sarastro, Pamina, Tamino.


PAMINA.

Soll ich dich, Theurer! nicht mehr seh'n?[83]

SARASTRO.

Ihr werdet froh euch wieder seh'n! –

PAMINA.

Dein warten tödtliche Gefahren! –

SARASTRO UND TAMINO.

Die Götter mögen ihn / mich bewahren! –

PAMINA.

Du wirst dem Tode nicht entgehen;

Mir flüstert Ahndung dieses ein! –

SARASTRO UND TAMINO.

Der Götter Wille mag geschehen;

Ihr Wink soll ihm / mir Gesetze seyn! –

PAMINA.

O liebtest du, wie ich dich liebe,

Du würdest nicht so ruhig seyn! –

SARASTRO UND TAMINO.

Glaub mir, er fühlet / ich fühle gleiche Triebe,

Wird / Werd' ewig dein Getreuer seyn!

SARASTRO.

Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden;

Tamino muß nun wieder fort![84]

TAMINO UND PAMINA.

Wie bitter sind der Trennung Leiden!

Pamina, ich muß wirklich fort!

Tamino muß nun wirklich fort!

SARASTRO.

Nun muß er fort!

TAMINO.

Nun muß ich fort!

PAMINA.

So mußt du fort! –

TAMINO.

Pamina, lebe wohl!

PAMINA.

Tamino, lebe wohl!

SARASTRO.

Nun eile fort!

Dich ruft dein Wort.

SARASTRO UND TAMINO.

Die Stunde schlägt; wir seh'n uns wieder! –

PAMINA.

Ach, goldne Ruhe, kehre wieder!


Entfernen sich.[85]


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 82-86.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Strindberg, August Johan

Inferno

Inferno

Strindbergs autobiografischer Roman beschreibt seine schwersten Jahre von 1894 bis 1896, die »Infernokrise«. Von seiner zweiten Frau, Frida Uhl, getrennt leidet der Autor in Paris unter Angstzuständen, Verfolgungswahn und hegt Selbstmordabsichten. Er unternimmt alchimistische Versuche und verfällt den mystischen Betrachtungen Emanuel Swedenborgs. Visionen und Hysterien wechseln sich ab und verwischen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.

146 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon