Dreyßigster Auftritt.

[105] Der Mohr, die Königinn mit allen ihren Damen, kommen von beyden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der Hand.


MOHR.

Nur stille! stille! stille! stille!

Bald dringen wir in Tempel ein.

ALLE WEIBER.

Nur stille! stille! stille! stille!

Bald dringen wir in Tempel ein.

MOHR.

Doch, Fürstinn, halte Wort! – Erfülle –

Dein Kind muß meine Gattinn seyn.

KÖNIGINN.

Ich halte Wort; es ist mein Wille.

ALLE WEIBER.

Mein / Ihr Kind soll deine Gattin seyn.


Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.


MOHR.

Doch still, ich höre schrecklich rauschen,

Wie Donnerton und Wasserfall.[105]

KÖNIGINN, DAMEN.

Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen,

Wie fernen Donners Wiederhall.

MOHR.

Nun sind sie in des Tempels Hallen:

ALLE.

Dort wollen wir sie überfallen, –

Die Frömmler tilgen von der Erd

Mit Feuersgluth und mächt'gem Schwert.

Dir, große Königinn der Nacht,

Sey unsrer Rache Opfer gebracht.


Man hört den stärksten Accord, Donner, Blitz, Sturm. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino, Pamina, beyde in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die ägyptischen Priester auf beyden Seiten. Die drey Knaben halten Blumen.


MOHR, KÖNIGINN.

Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,

Wir alle gestürzet in ewige Nacht.


Sie versinken.


SARASTRO.

Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,

Zernichten der Heuchler erschlichene Macht.[106]

CHOR VON PRIESTERN.

Heil sey euch Geweihten! Ihr drangt durch die Nacht,

Dank sey dir, Osiris und Isis, gebracht!

Es siegte die Stärke, und krönet zum Lohn

Die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron'.


Ende.[107]


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 105-108.
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