Zweiter Auftritt.

[304] Rosalinde in Mannokleidern Friz.


ROSALINDE. Um Vergebung, mein Herr –

FRIZ. Nur näher, was steht zu Befel? Für sich. Ein hübscher Pursch!

ROSALINDE. Ob Sie mir wol sagen können, mein Herr, in weichem Zimmer der Herr Doktor?

FRIZ. Der Herr Doktor – Sie erkennend. so wahr ich lebe, Rosalinde –

ROSALINDE. Zu Befel, Herr Bruder –

FRIZ. Aber in aller Welt, Schwester, wie komm' ich zu der Ehre? und deine Maskerade, was soll die? der Fasching ist ja vorbei.

ROSALINDE. Zum Doktor will ich, du hast's ja gehört.

FRIZ. Zum Doktor? was Teufel hast du bei dem Geisterbeschwörer zu suchen?

ROSALINDE. Ich will ihm zitiren helfen.

FRIZ. Zitiren? nun ich gratulire, Herr Doktor, der Fang ist gut!

ROSALINDE. Faunenseele! Man merkt's, daß du Student bist! Ihr Leute seid so durch und durch Sottise, daß ihr nichts als Sottisen seht, und nichts als Sottisen sagt.

FRIZ. Nun, nur gemach, Frau Schwester. Was Teufel kann ich wissen, was du bei dem[304] Geisterseher willst. Und – nimm mir's nicht übel, Schwester – Du hast eine so spizbübische Fisiognomie in der Mummerei. –

ROSALINDE. Nun, etwas ist an der Sache. Ich hab' in ganzem Ernst so eine Art von einem Schelmstük, daß ich mit dem guten Doktor vorhabe. Kannst du raten?

FRIZ. Rat' der Teufel, ich nicht.

ROSALINDE. Verliebt bin ich, Herr Bruder, in den Geisterseher vorliebt; aus Liebe möcht' ich ihn gern klug machen, ihm seinen Geniesporn aus dem Kopf bringen; das ist es alles. Verstehst du nun?

FRIZ. Nicht ein Wort!

ROSALINDE. Und ich sag' dir's doch so deutlich, einfältiger Mensch. Von seinem Stekkenpferd will ich ihn herunter haben. Sich', ich hab den Plan zu einer Komödie im Kopf, – du wirst auch dabei zu tun haben – dich und dein Zimmer brauch' ich. Ich will in die Schule zu ihm, will mich in seine Geistermisteria einweihen lassen, und dann – doch ich halt's nicht mit den Poeten, die gleich in der ersten Szene der Komödie die Entwikkelung verraten. Der Zuschauer mus überrascht werden.

FRIZ. Nun, warhaftig, Schwester, mich machst du ganz konfus; wenn's dir mit dem Doktor auch so glükt: so hast du gewonnen Spiel.[305]

ROSALINDE. Dafür las mich sorgen. Der Doktor ist ein Genie, und was ist so abgeschmakt, und unwarscheinlich, das man einem Genie nicht weis machen könnte? besonders, wenn's sein Stekenpferd betrift! Aber wie ist's mit dem Doktor? wenn kann ich ihn sprechen?

FRIZ. So bald du willst – Für eine Dame, die sich einweihen lassen will, ist er immer zu Haus.

ROSALINDE verächtlich. Student, hebe dich weg von mir!

FRIZ. Den Augenblik, ich mus über dem in's Kollegium.

ROSALINDE. Du kömmst doch bald wieder? wie schon gesagt, ich brauche dich und dein Zimmer.

FRIZ So bleib hier.

ROSALINDE. Das könnte Verdacht erwekken. Nein, ich will unten im Hörsaal lauschen, bis es Zeit ist. Adieu! –

FRIZ. Wie du willst! Beide ab.[306]


Quelle:
Schink, Johann Friedrich: Der neue Doktor Faust, eine Plaisanterie mit Gesang in zwei Aufzügen. In: Zum Behuf des Teutschen Teaters, Erster Beitrag, Graz 1782, S. 303–337, S. 304-307.
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