Neunter Auftritt.

[52] Ein Wald an der See gelegen. Hanswurst und Frau Knips.


HANSWURST.

Da laufen wir nun schon zwei Stunden herum

Kriechen durch Hekken grade und krumm,

Finden nichts zu schnabuliren

Und müssen noch endlich vor Hunger krepiren.

Weib bin des Leben übersatt,

Frier ganz erbärmlich; mein hölzerner Gat

Ist ganz erbärmlich zusammengefroren.

Meine Hosen hab ich in Deinem Bett verloren,

Ich bin halb todt, und athme noch kaum

Will mich nur aufhängen an diesen Baum.[52]

FRAU KNIPS.

Bitt Dich um Himmelswillen laß das bleiben,

Willst Du mich zur Verzweiflung treiben,

Hab ich Dir nicht mein ganzes Leben,

Und meinen Leib preißgegeben.

Und nun willst Du sterben, Du Bestie Du?

HANSWURST.

Laß mich gehen, alte Hure, und sieh hier zu

An diesen Baum hier häng' ich mich auf.


Hängt sich.


FRAU KNIPS.

Hilf Himmel, da zieht ein Gewitter herauf,

Es donnert und blizt – Was werd' ich anfangen,

Mein Liebster hat sich aufgehangen.

Und ich bin ganz alleine hier.

Werde seyn eine Speise der wilden Thier.

HANSWURST am Baum.

Lebe wohl, werde bald nicht mehr sein,

Schon fährt mir der Tod zum Halse hinein,

Der Himmel wird schon für Dich sorgen,

Sei Du nur ganz ruhig, und lebe geborgen.


Frau Knips kniet an den Baum nieder, wo sich Hanswurst erst gehangen; es fängt an zu donnern und zu blizen, die Dame umklammert ängstlich die Knie des Hängenden, ein Wetterstrahl trift den Baum, und schlägt den Zweig ab, an dem Hanswurst bammelt; Frau Knips fährt erschrokken zurük, und sinkt längelangs rükwärts auf den Boden; Hanswurst fällt auf sie, gleichfalls in Ohnmacht, dazu kommen.


Quelle:
Johann Friedrich Schink: Marionettentheater. Heidelberg 1925, S. 52-53.
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