Sechster Auftritt.

[79] Ein Sklav und die Vorigen.


DER SKLAV.

Gebietender Herr Sultan,

So eben kommt ein Weib in Ihr'm Pallast an,

Sie ist hübsch dik und rund, hübsch fleischig und hübsch fette,[79]

Und wie mich dünkt, mein Herr, ein schönes Weib für's Bette.

Sie fiel aus einem Schif herrab in's Meeresschlund

Und schwamm auf ofnem Meer hier an zu dieser Stund,

Sie möchte gern ein Wort mit Eurer Gnaden da,

Wird's ihr erlaubt, jezt reden.

DAS MÄDEL.

Das ist gewis Mama.

DER SULTAN.

Was? Deine Mutter? flugs! laß sie herein hier treten.

DAS MÄDEL.

Nicht wahr, Herr Puterhan, auch die möcht' Er gern treten?

Und doch mokirt Er sich ob meiner Wenigkeit,

Wenn ich – – –

DER SULTAN.

Halt's Maul, jezt hast Du Zeit –

Ich bin ein Mann der kann mit vielen sich begehen,

Und mehr als einen Akker, wenn's ihm beliebt, besäen,

Das gilt in aller Welt – Lies nur's Buch von der Eh

Da steht's mit klarer Schrift.[80]

DAS MÄDEL.

Das ist zu toll, o weh!

Was wird dem Mannsvolk nicht für Freiheit zugeschrieben,

Sie haben ganz allein das Privilegium,

Mit aller Welt zu hur'n, mit aller Welt zu büben.


Quelle:
Johann Friedrich Schink: Marionettentheater. Heidelberg 1925, S. 79-81.
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