Der Wanderer

[185] Wie deutlich des Mondes Licht

Zu mir spricht,

Mich beseelend zu der Reise:

»Folge treu dem alten Gleise,

Wähle keine Heimat nicht.

Ew'ge Plage

Bringen sonst die schweren Tage;

Fort zu andern

Sollst du wechseln, sollst du wandern,

Leicht entfliehend jeder Klage.«


Sanfte Ebb' und hohe Flut,

Tief im Mut,

Wandr' ich so im Dunkel weiter,

Steige mutig, singe heiter,

Und die Welt erscheint mir gut.

Alles reine

Seh' ich mild im Widerscheine,

Nichts verworren

In des Tages Glut verdorren:

Froh umgeben, doch alleine.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 185-186.
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