An die Dichter

Buhlt länger nicht mit eitlem Wortgeklinge!

Unedle laßt in Hochmut sich aufblähen,

Sich um den eignen Geist bewundernd drehen,

Beseligt, daß so Einzigs ihm gelinge.


Laßt nicht der Eitelkeit verborgne Schlinge

Aushöhlend mich eu'r Herz umwinden sehen!

Treu dienend nur erklimmt der Dichtkunst Höhen,

Wer fühlt, wie heilig das sei, was er singe.


Den Heldenruhm, den sie zu spät jetzt achten,

Des deutschen Namens in den lichten Zeiten,

Als Rittermut der Andacht sich verbunden;


Die alte Schönheit, eh sie ganz verschwunden,

Zu retten, fern von allen Eitelkeiten,

Das sei des Dichters hohes Ziel und Trachten!


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 295-297.
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