Rheinfahrt

[312] Wie kühn auch andre Quellen sprudeln, brausen,

Wo sonst die Dichter schöne Weihe tranken,

Den Kunstberg stets anklimmend ohne Wanken,

Bis wo die ewig heitern Götter hausen;


Ich wähle dich, o Rhein, der du mit Sausen

Hinwogst durch enger Felsen hohe Schranken,

Wo Burgen hoch am Abhang auf sich ranken,

Ans Herz den Wandrer greift ein ahndend Grausen.


Schnell fliegt in Eil, auf grünlich hellen Wogen,

Das Schifflein munter hin, des deutschen Rheines.

Wohlauf gelebt! das Schifflein kehrt nicht wieder;


Mut, Freud' in vollen Bechern eingesogen,

Krystallen flüssig Gold des alten Weines,

Singend aus freier Brust die Heldenlieder.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 312.
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