Klage der Mutter

[208] Ja in des Herzens Glut werd' ich vergehen.

Seit mir die Welt verschwunden,

Die holden Kindlein mir der Tod entwunden,

Will nirgends Kühlung wehen;

Von wo aus freudig strömten alle Flammen,

Da dringen nun die Schmerzen hin zusammen.


Zurückgetreten sind ins Herz die Fluten,

Und will die Freundin lindern,

Erregt ihr sanfter Hauch nur wild're Gluten,[208]

Und kann das Leid nicht mindern.

Ach, dürft' es einmal strömen frei ins Freie,

So ruht' ich bald im Schoß der ew'gen Treue.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 208-209.
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