Sechster Auftritt.

[291] Charlotte, setzt sich auf einen Stuhl und spielt mit dem Fächer. Jacob. Cathrine.


JACOB.

Zum Henker, es ist hier nicht wie in der Provinz.

Hier wird ein Diener ja gehalten, wie ein Prinz.[291]

Ihr Mägdchen gebt hier Thee und Caffee, wie die Damen,

Und setzet allezeit, Monsieur, zu unserm Namen.

In einer grossen Stadt, da gilt doch ein Lackey,

Da ist das Paradies der edlen Liverey.

CATHRINE.

Seht doch! gefällt ihm das, mein Herr Lackey vom Lande?

JACOB.

Ja! heute bin ich doch vergnügt mit meinem Stande.

Doch, soll ich einmal recht mein Glück vollkommen sehn:

So muß Cathrinchen nun mit mir spatzieren gehn.

CATHRINE.

Das geht nicht an, Monsieur.

JACOB.

Ach ja! ich will sie führen.

CATHRINE.

Ey! pfuy! wer würde gehn? Ich fahre nur spatzieren.

JACOB.

Was? Ich? soll fahren? ich? Gut, wenn Cathrinchen will:

Darauf kömmt mirs nicht an. Doch kostet es auch viel?

CATHRINE.

Pfuy! Knicker!

JACOB.

Was ist auch ein Jahr von meinem Lohne?

Sie bildet sich wol ein, daß ich die Kosten schone?

Wir fahren. Gut! was schadts? Zieht sie nur mit aufs Land,

So werden wir vielleicht ein wenig mehr bekannt.

CATHRINE.

Es fragt sich erst, ob ich mich so will niederlassen.

Hier kennt mich kein Lackey, als von den ersten Classen.

Wer keinem Ritter dient, darf sich zu mir kaum nahn.

Und, Monsieur Jacob, ihn seh ich mit Mitleid an.

JACOB.

St – St – wer sitzt denn hier und hat uns zugehöret?

CATHRINE.

O! kehr er sich nicht dran und sprech er ungestöret.

Es ist die Jungfer nur.

JACOB.

Jungwitzens künftge Frau.

CATHRINE.

Ganz richtig!

JACOB.

Und ich seh, ihr kennt euch so genau?

CATHRINE.

Warum nicht? o! wir sind ein Herz und eine Seele.

Was kriegt ich, wenn ich ihn ihr bestens anbeföhle.

JACOB.

Sie ist wol ihre Zucht.

CATHRINE.

Ja! und das ist ein Glück.

JACOB.

Ich geh.

CATHRINE.

Ey! wart er doch, noch einen Augenblick.

JACOB.

Mein Herr kömmt wol.

CATHRINE.

Ey! was? das hat nichts zu bedeuten.

JACOB.

Nein! nein! er würde mich hier schön hinaus begleiten.[292]


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 291-293.
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