Scena prima

[26] PANTOLABUS der Freyhait.

Wolauff glück vnd nit vnfal

Das ich auch werdt erfreüt ein mal

Vnd kumb auß armut angst vnd not

Het ich doch nit ein pissen brot

Kain klaidt kain gelt kain tropffen wein[26]

Ich hab nun gar verthon das mein

Mit guten gselln jm puben lebn

Jetzt wil mir niemant nichts nit gebn

Ich muß mich nun eins andern annemen

Hör Pamphage thust mich nimer kennen

Hast auch offt bey mir packn gwaschn

Weil ich ein pfennig het in der taschn

Kenst mich nimer bist worden reich

PAMPHAGUS der ander Freiheit.

Wie du wie kenstu mich so gleich

Sich Pantolabe was deüt das klaidt

Wie gehstu her so zrisner haidt

Des bin ich an dir gwont mit nichtn

PANTOLABUS.

Man muß den mantl waist wol richtn

Nach dem wint wieß einem gehe

Kanst wol dencken wie mein sach ste

Bit dich laß mich mit dir zuschlagn

Domit ich fülln mäg mein kragn

Wo ich nit pald zu essen erwirb

Vor hungers not ich warlich stirb

PAMPHAGUS.

Es gschicht dir recht vnd gun dirs wol

Ich aber tag vnd nacht bin vol

Ich schlag mich zu vnd flick mich ein

Darff einer nit alzeit gladen sein

Must an dich nemen ein andre kunst

PANTOLABUS.

Mein freündt ich bit auff alle gunst

Wölst mich vnterweisen vnd leern

Wil dir folgen was du mich haist

PAMPHAGUS.

Ein jede kunst wie du wol waist

Am anfang aller schwerest ist

Ehe du drin recht gegründet bist

Nach dem duß aber glernt hast

Die maister stuck recht in dich gfast

So gibst vmb kain vnglück meer.

PANTOLABUS.

Wie lang verzeüchst mit deiner leer

Wiltu mich leren so heb an

Gedenck das ich dir guts hab thon

Far fort nun wiltu leren mich

PAMPHAGUS.

Gantz ernstlich must stellen dich

Vmb wie man doch auff erdt möcht fragn

Schau das etwas darzu wist zsagen

New zeittung must bringen vil

Nur was man gern hören wil

Es sprech einer ja oder nein

So mustu nit darwider sein

Darffst nit nach grosser Eer sten

Ob man dich schilt laß vbergen

PANTOLABUS.

Ich wil vleiß habn in disen sachn

Domit ich füllen müg mein rachn


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 26-27.
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