Das 48. Capitel.
Wenn Abends Leute über einem Tische sitzen / so soll niemand unter den Tisch leuchten / es entstehet sonst ein Zanck.

[85] Das Leuchten unter den Tisch an- und für sich selbst hat keine Krafft / einigen Zanck zu verursachen. Das ist aber nichts neues, daß, wo[85] Leute beysammen sitzen, sonderlich, wenn sie in der Karte spielen / Zanck entstehet; Nun trägt sichs gar vielfältig zu / daß bey einer Spiel-Compagnie irgend einem ein Karten-Blat oder auch etwas vom Gelde unter den Tisch fället, da denn gemeiniglich das Licht, so auf dem Tische stehet, genommen wird, und wird damit unter den Tisch geleuchtet. Unterdessen ist ein- und anderer in der Compagnie, der sich der Finsterniß zum Betrug bedienet, und machet Partiererey mit der Karte, oder nimmt einem andern vom Gelde, und so fort, dadurch hernach Zanck entstehet; alsdenn muß das Tisch-Leuchten die Ursach seyn. Ich lasse aber einen vernünfftigen Menschen hiervon unpassioniret urtheilen, ob das Leuchten untern Tisch die rechte eintzige Ursach des Zancks sey?

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 85-86.
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