Vorrede.

Geneigter Leser,

Promissa sunt servanda. Dieses löbliche Sprichwort heisset in deutschen ungezwungenen Reim-Worten so viel, als:


Versprechen und halten

Steht wohl bey Alt- und Jungen.


Wiewohl nun ich, mich noch zur Zeit weder unter die Alten noch Jungen rechnen kan, so befinde mich dennoch schuldig, deinen curieusen Augen diesen Zweyten Theil der Felsenburgischen Geschichts-Beschreibung vorzulegen, zumahlen ich gewisser massen überzeugt bin, daß der erste Theil, wenigstens von solchen Leuten, die quid Juris verstehen, vor passable erkannt und angenommen worden.

Es hat zwar Jemand, nachdem er Permission gebethen, meine Paruque ein wenig auf die Seite zu schieben, das Trommel-Fell meines Gehörs ziemlich gerühret, indem er mir das sonderbare Arcanum publicum anvertrauet: was maßen dieser Andere Theil vielen zum Plaisir, einem oder etlichen aber zum starcken Chagrin gereichen würde; Allein diese mit mei ner Schreib-Feder poussirte Statue in octav (von deren groben oder subtilen Ausarbeitung itzo die Rede nicht ist) flätzschet zwar eben die Zähne nicht, wenn ihr jemand in vorbey gehen eine freundliche Mine macht, ich aber kan doch auch nicht gut darvor seyn, daß die darinnen versteckte Orgel-Pfeiffe nicht brummen solte, wenn ein naseweiser, qveer Feld einblasender Wind deren Ventil mit Gewalt aufklappen wolte.

Per Tertium, Quartum & Quintum ist mir auch gesteckt worden, daß noch ein anderer Jemand (welchen man mir eben nicht nahmhafft machen wollen) wegen einer im Ersten Theile mit angeführten Liebes-Begebenheit, seinen unzeitigen Eiffer ausgeschüttet, dabey aber, ich weiß nicht, ob aus Einfalt oder Schein-Heiligkeit selbst gestanden, daß er dieserwegen so gleich einen Eckel am gantzen Buche empfangen, und weiter nichts darinnen lesen wollen.

Wiewohl man nun mit Leuten, die sich in ihren Beurtheilungen allzusehr zu übereylen gewohnt, ein billiges Mitleyden trägt, so sehe doch nicht, warum man sich eben scheuen dürffte, ihnen mit aller Höflichkeit eine Prise Schnupff-Toback zur Reinigung des Haupts anzubiethen.

Demnach möchte doch ein dergleichen imbestallter Censor, solche Sachen nicht schlechterdings auf der lincken Seite betrachten, und erstlich darthun: ob die im Ersten Theile pag. 35. seq. befindliche Liebes-Geschicht des Capitain Wolffgangs, propter imitationem von ihm erzehlet, und von mir nachgeschrieben worden? Oder ob Herr Wolffgang, oder ein anderer dergleichen Ausschweiffungen approbiret habe? Ich glaube, wenn man sich bemünen will pag. 54. von lin 28. und pag. 85. von lin. 15. an, ein wenig fort zu lesen, so wird sich vermuthlich die Sache selbst defendiren, und mich einer Mühe, die mir ohnedem nicht hinlänglich bezahlet werden möchte, überheben.

Sonsten mag es doch wohl nicht gäntzlich unwahr seyn, daß sich heutiges Tages in der Welt eine gewisse Art von Sonderlingen und Super-klugen Leuten auffhalten soll, welche, wenn es allein nach ihren Köpffen gienge, wohl gar verschiedene Capitel der Heil. Bibel ausmertzen, ja die gantze reine und lautere Theologie, in eine andere, nach ihrer Phantasie gemachte Forme giessen möchte; Also nimmt es mich gar kein Wunder, daß etwa ein oder anderer von dieser Sorte an meinen guten Capit. Wolffgange und andern Seefahrern zum Ritter werden will, indem sie sich, wie mir gesagt ist, ungemein gern in alle und allerley Handel mengen. Jedoch nicht zu hitzig meine feine Herrn, mein Rath wäre, ihr liesset die Seefahrer und Felsenburgischen Einwohner, ihrer Lebens-Art und gemachten Anstallten halber, immer zu frieden, denn sie befinden sich im Stande ihre eigenen Vertheydiger zu seyn.

Was diesem Geschicht-Buche auch von Jemanden vor ein sauberer Titul durch Briefe beygelegt und sonsten mit gemeldet worden, will dem Verleger zu Gefallen so deutlich nicht anführen. Aber mein Freund, sage mir, wer hat dich zum Ausgeber oder Wagmeister der göttlichen Gnade gemacht? oder wer bist du, daß du einen frembden Knecht richtest.

Deinen Principiis nach dörfften solchergestalt gar keine Historien von allerley Lastern, Mord, Diebsstreichen und dergleichen geschrieben werden, und zwar unter dem läppischen Vorwande, daß nicht etwa ein oder anderer zu dergleichen Lastern angereitzet werden möchte. Jedoch zur Zeit höret man nicht, daß sich jemand über etwas anders aufgehalten, als wenn etwa die Species facti eines Fehltritts über das 6te Geboth, ob schon in den allerverantwortlichsten Terminis aufs Tapet gekommen, hierbey aber werden die gezeigten üblen Folgerungen, Straffen, Erkänntniß und Reue über dergleichen Sünden, als der eigentliche Spiegel in keine Consideration gezogen.

Könte es denn aber auch wohl möglich seyn, daß sich manche Leute in eingebildeter vollkomener Weißheit und Erkäntniß, von ihren schwermenden Affecten regiren liessen? Solle denn bey einem oder dem andern etwa der Pfahl gerüttelt seyn, der ihm im Fleische steckt? Man sagt zwar sonst: Wer gern tantzt, dem ist leicht gepfiffen. Wer ausserordentlich verliebt ist, findet leicht was in seinen Krahm dienet. Wer gern stiehlt, macht sich die Gelegenheit auch auf den schlechtesten Wochen-Märckten zu Nutze. Aber was kan denn ein Geschichtschreiber davor, wenn lasterhaffte Leute sein vorgestecktes Ziel mit Fleiß verfehlen, andere hingegen alles zu Poltzen drehen wollen.

Es würde zwar eben keine Herculeische Arbeit kosten, diese Materie etwas deutlicher, gründlicher und weitläufftiger auszuführen, jedoch weil ich eben itzo bald Mittags-Ruhe zu halten gesonnen bin, auch ausserdem den geneigten Leser nicht mit einer solchen Vorrede aufhalten mag, welche durchzulesen, kaum der 20te Tag des Monats Junii lang genug seyn möchte, so will obgemeldten censirenden Mückenseigern an statt der Felsenburgischen Geschichte, das 23. Cap. Mathæi zum desto fleißigern Durchlesen und sich selbst zum aufrichtigen Erklären freundlich an recommendiret haben, sonsten aber versichern, daß es bey künfftigen Attaquen einiger Grillenfänger oder Mocqueurs halten werde, wie der weyland ehrliche Weidemann Erasmus. Denn dieser konte, jedoch sans comparaison, seinen Haasen nach belieben schiessen, oder auch lauffen lassen.


Tityre, tu patulae recubans sub tegmine fagi.


Liege nur immer stille und laß mich mit meiner Felsenburgischen Geschicht ungepfoppt, denn man wird zu weilen auch im Schatten von kleinen Mücken gestochen, welche sich nicht so leicht fangen und erdrücken lassen.

Basta! Ich muß aber noch mit wenigen melden, daß wenn 1) ja jemand so curieus seyn solte zu fragen: Warum ich einige Nahmen der Länder, Städte und Menschen entweder gar aussen gelassen, verkehrt oder nur mit den Initial Buchstaben und darzu gesetzten Sternleins ausdrucken lassen? ihm ad interim, bis wir einander mündlich sprechen, schrifftlich zur Antwort dienet: wie ich meine gewissen Raisons darzu gehabt, welche nach eingezogenen umständlichern Berichte hoffentlich kein Vernünfftiger tadeln wird. 2.) Dürffte vielleicht sich ein oder anderer an die im Ersten Theile mit eingeschlichenen Druck-Fehler gestossen haben, weil aber hoffe, daß dadurch eben keine blauen Flecke an den Schienbeinen oder verdrüßliche Excrescenzen an der Stirn verursacht worden, so bezeuge hingegen meine Unschuld, indem das Manuscript hoffentlich ziemlich Orthographice gewesen, der beste Setzer und Corrector aber auch leichtlich etwas übersehen kan. Im übrigen werden es wohl gar kleine Kleinigkeiten seyn, welche der Hauptsache keinen besondern Abbruch thun. 3). Sage ich noch einmahl und bleibe dabey, daß es mir gleich viel gilt, es mag ein oder ander, viel, wenig, oder gar nichts von der Wahrheit dieser Geschichte glauben, oder darauf bestehen bleiben, daß ich mich in der Vorrede ziemlich verdächtig gemacht, als ob ich selbst nicht viel davon glaubte. Genug, es ist keine Gewissens-Sache, und ausserdem des Heil. Römischen Reichs Wohlfarth gar nicht damit verknüpfft. Bey Leuten aber, die mit läppischen Vorurtheilen schwanger gehen, auch so gar das, was doch vor aller Menschen Augen probabel ist, nicht einmahl in ihr viereckigtes Gefäße des Gehirns fassen können, nähme ich mir nicht einmahl die Mühe einen ad hunc actum nothwendigen Policischen Staar-Stecher abzugeben.

Noch etwas kömmt mir, indem ich dieses schreibe zu Ohren, es sollen sich nehmlich ein paar Gelehrte über die in der Vorrede des Ersten Theils auf der vierdten Seite lin. 10 & seq. befindliche Zeilen: Wo mir recht ist, halten – – sapienti sat: aufgehalten und dieselben als etwas zu leichtsinnige beurtheilet haben; Allein an statt darauf zu antworten, will dieselben gantz freundlich auf die Vorreden des seeligen Herrn Doct. Lutheri über das Buch Judith und Tobiä verweisen, und damit Holla!

Ubrigens will diesen Andern Theil der Felsenburgischen Geschichte nicht weiter recommandiren, als nachdem ihn der geneigte Leser nach seinem Geschmack befinden möchte, zumahlen ich voritzo nicht mehr Zeit zu verliehren habe, als meiner Schuldigkeit nach annoch zu versichern, daß ich sey


Des geneigten Lesers


den 2. Dec.

1731.

bereitwilligster Diener

so weit es rathsam und möglich ist

GISANDER.


Kaum hatte Hn. Leonhard Wolffgangs kostbare Englische Uhr, welche nach Mons. Litzbergs in Felsenburg verfertigten Sonnen-Zeiger aufs accurateste gestellet war, Nachts zwischen dem 31. Dec. und 1. Jan. durch zwölff hellklingenge Schläge den völligen Abschied des 1725sten Jahres angemeldet, als nur erwehnte zwey werthen Freunde, so wohl als ich Eberhard Julius, unsere bereits brennenden Zünd-Ruthen ergriffen, und 6. von den auf dem Alberts-Hügel gepflantzten stärcksten Canonen, binnen einer Stunde 4. mahl nöthigten: ihre scharff eingepreßte Ladung mit Blitz und Donnern von sich zu sprühen, da uns denn bey jeglicher Salve von den 4. Wacht-Häusern auf den Felsen-Höhen, jedes Orts aus 3 Canonen geantwortet wurde; wiewohl die auf der Nord- und Ost Gegend stehenden, wegen eines starcken Süd-West-Windes sehr dumpffig, im Gegentheil die gegen Süden und Westen desto schärffer knalleten.

Nachdem aber solchergestallt das Neue 1726ste Jahr erfreulich bewillkommet und dessen Eintritt allen Felsenburgischen Einwohnern kund gethan worden, legten wir uns noch einige Stunden zur Ruhe[1] berufften aber früh Morgens um 6. Uhr, durch 3. abermahlige Canonen-Schüsse, alle andächtige Hertzen zum eiffrigen GOttes-Dienste; welchen Herr Mag. Schmeltzer in einer herrlichen Predigt als die allervortrefflichste Sache zur Erneuerung im Geist unseres Gemüths, nach den Worten Pauli Ephes. 4. v. 23. 24. aufs Beste recommendirte und damit gewißlich bey allen und jeden starcken Eindruck that.

Gleich nach vollbrachten zweymahligen Gottes-Dinste, ließ Herr Wolffgang, nochmahls alle Insulaner auf morgenden Tag, zu einer erlaubten christlichen Ergötzlichkeit, wegen seiner vor wenig Wochen getroffenen Heyrath, einladen, welche denn alle, so wohl grosse als kleine, nicht ermangelten, sich gegen die Mittags-Zeit in ihrer reinlichsten Kleydung einzustellen. Es waren hierzu bereits seit etlichen Tagen mit gröstem fleisse alle behörige Anstallten gemacht worden, weßwegen sich in jedem Stücke die schönste Ordnung zeigte. Denn auf der schönen Ebene am Fusse des Alberts-Hügels zwischen beyden Alleeen hatte Herr Wolffgang die Sitz-Städten in die Erde eingraben, die Tische mit grünen Rasen erhöhen und besetzen, rings herum aber alles mit grünen Laubwerck verzäunen, und vor den heissen Sonnen-Strahlen oben verdecken lassen, so daß es recht mit Lust anzusehen war. Es wird dem geneigten Leser nicht zuwieder seyn, daß ich einen kleinen Grund-Riß davon beyfüge.


A. Die Braut-Tafel.

B. Der Christians-Raumer Tisch.

C. Der Alberts-Raumer Tisch.[2]

D. Der Stephans-Raumer Tisch.

E. Der Johannis-

F. Der Christophs-

G. Der Jacobs-

H. Der Simons-

I. Der Davids-

K. Der Roberts-Raumer Tisch.

L. 4. Koch- und Brat-Städten.

M. 3. tieffe und oben verdeckte Gruben, worinnen der Wein und ander köstlich Geträncke vorräthig war.


Vorrede

An der Braut-Tafel lassen: 1. Herr Wolffgang, 2. dessen Liebste Sophia, 3. Der Alt-Vater Albertus. 4. Der Braut-Vater Christian Julius, 5. Hr. M. Schmeltzer, 6. 7. Albertus Julius II. und dessen Ehe-Frau Judith, 8. 9. Stephanus Julius und dessen Ehe-Frau Sabina, 10. Christoph Julius, 11. 12. David Julius und dessen Ehe-Frau Christina, 13. Mons. Litzberg. 14. Mons. Kramer, 15. Mons. Plager, 16. Ich Eberhard Julius. Jedoch wir 4. Letztern blieben die kurtzeste Zeit sitzen, halffen vielmehr aus Liebe gegen den Herrn Wolffgang, unsern andern letzt mit gekommenen Cammeraden, die einheimischen Gäste bewirthen, welche sich, wie aus dem gemachten Abrisse zu ersehen, Geschlechter weise, jedes an einen besondern Tisch, rangiret hatten. Der Alt-Vater aber hatte aus jedem Geschlechte einige Manns- und Weibs-Personen, die sich am besten auf die zubereitung der Speisen verstunden, auserlesen; weil nun an allerhand feisten Wildpret, zahmen und wilden Ziegen-Fleisch, grossen und kleinen Vögeln, vielerley arten von Fischen, Schildkröten,[3] See-Kälbern, Vögel- und Schildkröt-Eyern, allerhand frischen und eingemachten Kräutern, Wurtzeln und köstlichen Früchten kein Mangel, sondern vielmehr alles zum überflusse bey Handen war, wurde gewißlich eine dermassen delicate Mahlzeit angerichtet, daß wir sämtl. Europäer zur Verwunderung gnungsame Ursache fanden. Ob nun gleich das Tafel-Zeug und andere Geräthschafften nicht so zierlich und überflüßig als in Teutschland und anderen wollüstigen Ländern bey dergleichen Gastereyen anzutreffen; so gieng doch alles sehr reinlich, ordentlich und vergnügt zu, zumahlen da eitler Pracht, Hoffart, Ehr-Geitz, Uppigkeit nebst der schändlichen Mocquerie von dieser Insul gäntzlich verbannet zu seyn schiene, hergegen lauter treuhertzigkeit und fromme Einfalt die dasige Lebens-Art desto lieblicher machte. Ich will aber eben keine unnöthige Beschreibung von den aufgesetzten vielerley Speisen Gebackens, Confituren und mancherley Arten von Geträncke machen, indem ich die Zeit, Dinte, Federn und Pappier an merckwürdigere Geschichte zu spendiren habe, also nur kürtzlich nochmahls bekräfftigen, daß bey der Mahlzeit alles vergnüglich, ehrbar und ordentlich zugieng.

Nach der Mahlzeit, welche über 4. Stunden lang gehalten war, stellete Herr Wolffgang vor die jungen Leute beyderley Geschlechts, ein Wettlauffen an, indem er etliche niedrige grüne Bäume aufrichten, und dieselben mit allerley artigen Europäischen Waaren behängen lassen, da denn die Hurtigsten ihre Mühe mit den besten Stücken belohnet fanden, die übrigen aber mit den geringern Sachen vorlieb[4] nehmen musten. Immittelst hatten die Alten ihr Vergnügen dieses Spiel mit anzusehen, welches biß nach untergang der Sonnen währete. Worauff von einem gantzen Centner gebrandter Caffee-Bohnen, nebst behöriger Quantität Zucker, ein angenehmes warmes Geträncke zubereitet wurde, ob aber gleich nicht gnungsame darzu gemachte Coffee-Schälchen vorhanden waren, so muste doch ein jeder, der diesen Nectar aus einem andern bequemen Geschirr zu trincken das eintzige Malheur hatte, bekennen: daß dem ohngeacht seiner delicatesse nicht das geringste abgienge. Da nun die Lustbarkeiten des ersten Hochzeit-Tages, mit eintretender geringen Demmerung ihre Endschafft erreicht, begaben sich die mehresten Hochzeit-Gäste auf den Weg ihre Nacht-Ruhe zu suchen, nachdem sie erinnert worden morgenden Tages, und zwar etwa 3. Stunden nach aufgang der Sonnen, wiederum auf dem Tafel-Platze zu erscheinen. Es nahmen aber die nächst gelegensten Geschlechter, als nehmlich die Alberts-Simons-Christians- und Stephans-Raumer ihre etwas weiter abgelegenen Freunde mit in ihre Behausungen, wie denn auch eine ziemliche Anzahl der weit abgelegenen, ihr Logis auff der Alberts-Burg fanden.

Unser Altvater ließ sich zwar nebst den andern Aeltesten auch in seine Burg fahren, welchen wir Jüngern biß in sein gewöhnliches Zimmer folgeten; da aber derselbe noch keine Lust zum Schlafen bezeugte, sondern uns beredete mit ihm noch ein paar Pfeiffen Toback bey einem Truncke seines wohl abgesottenen Gersten-Wassers, zu rauchen, war ein jeder[5] bereit dem Altvater, der sich diesen Tag über alle massen vergnügt bezeigt hatte, mit grössern Appetit zu gehorsamen. Selbst Herr Mag. Schmeltzer, der doch sonsten eben kein sonderlicher Liebhaber vom Toback rauchen war, ließ sich diesen Abend bereden: ein Pfeiffgen mit anzustecken, worbey jedennoch allerhand erbauliche Gespräche geführet wurden, biß endlich der Altvater Albertus, mit guter Art, sein gantz besonderes Verlangen zu vernehmen gab, nach und nach bey bequemer Gelegenheit eines jeden, letzlich mit angekommenen, Europäers wahrhaffte Lebens-Geschicht anzuhören. Da nun Herr Mag. Schmeltzer so wohl als die andern alle, dessen Verlangen so billig, als sich schuldig befanden, eine Höfflichkeit, nach Vermögen, mit der andern zu vergelten, machte erst gemeldter ohne einziges Verzögern selbsten den Anfang, und erzehlete folgender massen seine eigene, nehmlich:

Quelle:
Johann Gottfried Schnabel: Wunderliche Fata einiger Seefahrer absonderlich Alberti Julii, [...], Vier Theile, Teil 2, Nordhausen 1732, S. 1-6.
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