Antisemitismus

[329] Im Gymnasium kaum Spuren. Der erste, der als Antisemit galt, oder, da es das Wort noch nicht gab, als Judenfresser, ein gewisser Deperis, der mit keinem Juden sprach, aber auch den christlichen Kollegen lächerlich erschien. Er war höchst elegant, vom Schulgeld befreit, dumm und ist heute Hofrat. Unter den Professoren Professor Blume noch recht harmlos, mäßig begabter Mensch, Wagnerianer, deutschnational, spricht die jüdischen Vornamen spöttisch aus, begeht aber keinerlei Ungerechtigkeiten, heiratet eine Jüdin.

Auf der Universität Beginn. Im Ausschuß des medizinischen Unterstützungsvereines. Hetze gegen die ungarischen Juden. Ein Hauptmacher der junge Bamberger, später verunglückt. Wortführer der Antisemitenpartei der damals noch nicht einmal getaufte Karl August Herzfeld. Spätere Auflösung des Vereines.

Die deutschnationalen Couleurs entfernen die Juden (Herzl).

Quelle:
Schnitzler, Arthur: Jugend in Wien. Wien, München, Zürich 1968, S. 329.
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