Vierter Akt


[289] Dekoration des zweiten Aktes. – Sommernachmittag.

Unter dem Nußbaum die zwei Kinder der Frau Natter, ein neunjähriges Mädel und ein siebenjähriger Bub' mit ihrer Miß, die ihnen die Bilder in einem Buche zeigt.

Aus dem Hause kommen nach und nach Genia, Natter, Frau Wahl, Demeter Stanzides, Gustl, Paul, Erna, Otto, Frau Adele Natter.


NATTER. Das Diner zu Ehren der Rückkehr unseres geschätzten Hausherrn war vorzüglich. Nur schade, daß er selbst nicht dabei war.

GENIA. Jedenfalls ist er in der Fabrik aufgehalten worden.

NATTER. Kein Wunder nach einer dreiwöchentlichen Abwesenheit.

FRAU WAHL. Haben Sie ins Bureau hineintelephoniert, Genia?

GENIA. Dazu war doch kein Anlaß, ich hatte ihn sicher für Mittag erwartet, nach dem gestrigen Telegramm aus Innsbruck. Sie ist jetzt drüben bei den Kindern. Gefallen euch die Bilder, ja? ...

KINDER. Oh ja.

GENIA. Ihr müßt eure Mama bitten, daß sie euch am nächsten Sonntag wieder mit herausbringt, da ist dann der Percy sicher schon da. Also was wollt ihr denn jetzt machen?

GUSTL. Kinder, ich werd' euch ein wunderschönes Spiel zeigen,[289] das die braven Hindukinder spielen an den Ufern des Ganges. Paßt nur gut auf. Bitt' schön, Fräulein, geben Sie mir Ihren Sonnenschirm. Danke sehr. Also da zeichne ich drei konzentrische Kreise in den Sand, der eine hat einen Durchmesser von einem Meter, der mittlere von dreiviertel, der innere einen halben. Zu den andern, die nahestehen, lachen, zu Frau Wahl, Paul, Adele, Genia. Also bitte, das treffen die Hindukinder mit mathematischer Genauigkeit auf einen Millimeter. Jetzt paßt gut auf. Dann wird eine Tangente gezogen, längs des äußern Kreises, eine zweite senkrecht darauf, längs des mittleren. Eine dritte, wieder parallel zur ersten, längs des innern. Dadurch entstehn selbstverständlich Segmente. Jetzt setzt man in das äußerste Segment östlich – Er nimmt aus seiner Westentasche einen kleinen Kompaß, zu den andern, die wieder lachen. Hab' ich immer bei mir. Ich begreif' überhaupt nicht, wie ein anständiger Mensch ohne Kompaß herumgehn kann. Also dort ist Osten. In das äußerste Segment kommt eine kleine Schildkröte ... in das westliche ein Skorpion, dem man natürlich schon den Stachel ausgezogen hat ... Also was werden wir da in Europa nehmen statt dem Skorpion? Der siebenjährige Bub' fängt an zu weinen.

ADELE. Jetzt hören Sie aber auf, Gustl! Miß ... will you – ah was! ... Sie gibt das Englisch auf. Bitt' Sie Miß, gehn S' mit den Kindern da hinten auf die Wiese, da ist Platz zum Spielen ... Zu den Kindern. Und da erzählt euch niemand so grausliche Geschichten von Skorpionen und Tangenten.


Das Fräulein mit den Kindern ab.

Demeter Stanzides hat sich auf die kleine Bank neben dem Eingang gesetzt und eine Zeitung in die Hand genommen, die dort lag. Stellung von links nach rechts: Stanzides links auf der Bank. In seiner Nähe Frau Wahl und Otto. Dann Paul, Erna. Ganz rechts Gustl, Adele, Genia.


STANZIDES. Hört, hört! Er liest. »Wie uns vom Hotel Völser Weiher berichtet wird, hat dort vor wenigen Tagen eine junge Dame aus Wien, Fräulein Erna Wahl, in Begleitung zweier Wiener Touristen, des Fabrikanten Hofreiter und des bekannten Arztes Doktor Mauer den Aignerturm bestiegen, eine durch ihre Gefährlichkeit ...«

ERNA. Kommen Sie, Paul, gehn wir Tennis spielen.

PAUL. Sehr einverstanden. Zu Adele. Gnädige Frau? Herr Fähnrich?

ADELE. Ich spiel' nicht gleich nach dem Essen.[290]

OTTO. Mir gestatten Sie wohl auch noch meine Zigarette zu rauchen.

PAUL. Gut. Wir werden heute überhaupt lauter Singles spielen. Ein Singletournier. Hoffentlich kommt der Herr Hofreiter noch zurecht, damit er sich daran beteiligen kann. Heute muß das Verhältnis nämlich endgültig klar gestellt werden ...! Ab mit Erna.

FRAU WAHL. Wie heißt's denn weiter?

STANZIDES liest weiter. »Eine durch ihre Gefährlichkeit berüchtigte Felsenspitze in den südwestlichen Dolomiten. Dieselbe wo vor sieben Jahren ein junger Arzt, Doktor Bernhaupt, durch Absturz ...«

FRAU WAHL. Ja, Frau Genia, auf solche Berge haben sie die Erna hinaufgeschleppt. So bös' bin ich in meinem ganzen Leben nicht gewesen, wie auf den Doktor Mauer und auf Ihren Gatten.

GUSTL. Aus lauter Angst vor der Mama sind die beiden Herren sofort abgefahren.

GENIA mit Blick auf Erna, lächelnd. Ja, es scheint, den Friedrich hat das böse Gewissen ganz ruhelos gemacht. Jeden Tag hab' ich von anderswoher eine Karte bekommen, aus Caprile, Pordoi und Gott weiß noch woher.

FRAU WAHL hat die Zeitung in die Hand genommen und blättert. Was ist denn das eigentlich für eine Zeitung?

NATTER. Jetzt sind gnädige Frau doch stolz auf den Ruhm von Fräulein Erna ...

FRAU WAHL. Stolz – ich?

GENIA ist hinübergekommen, ungefähr bis zur Mitte, wo Frau Wahl steht. Was ist das für ein Blatt? Ich kenn's gar nicht ... wie kommt das her?

FRAU WAHL. Da ist ja was rot angestrichen.

STANZIDES. Was rot angestrichen ist in so einem Blatt, das soll man lieber nicht lesen.

FRAU WAHL. Das ist aber merkwürdig.

ADELE, GUSTL UND GENIA. Was denn?

FRAU WAHL liest. »Seit einigen Tagen tritt mit immer größerer Bestimmtheit in Wiener Gesellschaftskreisen ein sonderbares Gerücht auf, das wir hier – selbstverständlich mit der gebotenen Reserve – wiedergeben. Es handelt sich um den Selbstmord[291] eines weltberühmten Virtuosen, der zu Beginn dieses Sommers großes Aufsehn erregt hat und in ein Dunkel gehüllt war, das auch durch die beliebte Phrase von der plötzlichen Sinnesverwirrung eine genügende Aufklärung nicht erhalten hat. Das oben erwähnte Gerücht will nun wissen, daß die Ursache jenes Selbstmords ein amerikanisches Duell gewesen, daß aber die Entscheidung in diesem Duell nicht etwa, wie sonst, durch eine weiße und eine schwarze, sondern durch zwei weiße und eine rote Kugel herbeigeführt worden sei.« – Zwei weiße und eine rote, – was heißt denn das?


Bange Pause.


GENIA ruhig. Die Billardpartie, auf die hier angespielt wird, gegen Korsakow, hat mein Mann verloren. Wenn es also ... ein amerikanisches Duell gewesen wäre ... so hätte Friedrich sich erschießen müssen – nicht? Pause.

STANZIDES. Es ist doch unglaublich, daß man gegen solche Infamien so gut wie wehrlos ist. Insbesondere, da kein Name genannt ist.

NATTER. Die werden sich wohl hüten.

FRAU WAHL versteht endlich. Ah, diese Billardpartie ... natürlich, Frau Genia, Sie haben uns ja erzählt. Ihr Mann hat dem Korsakow in der Früh' die Zigarren ins Hotel geschickt ... aber freilich! Da könnte ich Zeugin sein vor Gericht!

GUSTL. Mama, du brauchst nicht Zeugin zu sein. Kein Mensch kümmert sich um so was.


Adele und Stanzides sind schon auf dem Wege zum Tennisplatz und verschwinden allmählich von der Szene.


FRAU WAHL. Es ist aber doch ... Wie kommt nur so was in die Zeitung ...? Und weswegen sollt' sich denn der Friedrich mit dem Korsakow ...


Frau Wahl, Gustl, ihnen gleich nach Herr Natter auch gegen den Tennisplatz zu.


Otto und Genia bleiben allein zurück.

Otto, Genia.


GENIA. Sie glauben es?

OTTO. Diese unsinnige Duellfabel? Was fällt Ihnen ein!

GENIA. Aber daß diese Fabel vielleicht nicht ganz ohne Grund entstanden ist –! ... Mit einem Wort, daß ich – auch Korsakows Geliebte war.[292]

OTTO. Nein. Ich glaub' es nicht.

GENIA. Warum sollten Sie's nicht glauben ... Weil ich es leugne? Das ist kein Gegenbeweis. Ich an Ihrer Stelle ... ich würde es glauben. Als wenn sie zum Tennisplatz gehn wollte.

OTTO. Ich glaub' es nicht, Genia. Ich schwör' Ihnen, daß ich's nicht glaube. Wozu reden wir darüber. Bitte, bleiben Sie! Bitte! – Wer weiß, ob sich noch ein ungestörter Augenblick findet. Morgen in aller Früh' muß ich in die Stadt hineinfahren. Ich habe noch eine Menge drin zu tun ... Abmeldung ... Einkäufe – und mit dem Nachtzug fahr' ich nach Pola.

GENIA sieht ihn an. Morgen schon ...

OTTO. Auf welche Art darf ich Ihnen Nachrichten zukommen lassen?

GENIA. Sie können mir ruhig schreiben. Meine Briefe werden nicht geöffnet. Und wenn Sie besonders vorsichtig sein wollen, so schreiben Sie mir eben – so wie Sie jetzt zu mir reden – wie einer guten Freundin.

OTTO. Das ist zu viel verlangt. Das kann ich nicht durchführen.

GENIA. Es gäbe noch eins. – Nicht schreiben, gar nicht schreiben.

OTTO. Genia ...

GENIA. Wär' es nicht das klügste? Man sieht sich ja doch nie wieder.

OTTO. Genia! In zwei Jahren bin ich wieder da.

GENIA. In zwei Jahren!

OTTO. Wenn du mir doch vertrautest, Genia. Auch früher könnt' ich wieder da sein. Viel früher. Es gibt ja andre Möglichkeiten für mich ... Du weißt es ... Ich müßte gar nicht fort, Genia.

GENIA. Du mußt. Vielmehr du sollst, das ist ein stärkeres Gebot.

OTTO. Wie soll ich leben – ohne dich!

GENIA. Du wirst es können. Es war schön. Lassen wir's daran genug sein. Glück auf die Reise, Otto, und Glück fürs weitere Leben.


Pause.


OTTO. Was wirst du tun, wenn ich fort bin?

GENIA. Ich weiß es nicht. Heute weiß ich's nicht. Was wußten wir zwei vor wenigen Wochen, vor Tagen! ... Man gleitet. Man gleitet immer weiter, wer weiß wohin.

OTTO. Wie kannst du ... Oh, ich verstehe dich! Du redest heute so, um mir das Scheiden leichter zu machen. Genia ... Erinnere dich doch, Genia ...

GENIA. Ich erinnere mich. O ja, ich erinnere mich. Bitter. Aber das[293] Vergessen fängt auch nicht anders an.

OTTO. Tut es dir sehr wohl, mir Schmerz zu bereiten?

GENIA. Warum hältst du mich für besser als ich bin? Ich bin nicht besser als andere sind. Merkst du's denn nicht? Ich lüge, ich heuchle. Vor allen Leuten spiel' ich Komödie, – vor Herrn Natter und vor Frau Wahl ... vor deiner Mutter so gut wie vor meinem Stubenmädchen. Ich spiele die anständige Frau – und nachts lass' ich das Fenster offen stehn für meinen Liebhaber. Ich schreibe meinem Sohn, er möge sich länger bei seinen Freunden aufhalten, meinem geliebten Sohn schreib' ich das ... nur damit er mein Abenteuer nicht störe, – und ich schreibe meinem Gatten, daß Percy durchaus noch in Richmond bleiben will, nur damit er selber länger fortbleibt. Und wenn er heute zurückkommt und dir die Hand reichen wird, werde ich daneben stehn, lächeln und mich wahrscheinlich meiner Geschicklichkeit freun. Findest du das alles sehr schön? Denkst du – ich bin eine, der man trauen darf –? Ich bin wie die andern, Otto, glaub' es mir.

OTTO. Du bist nicht wie die andern. Kein Mensch würde dich anklagen. Du, du warst frei. Du warst ihm keine Treue schuldig. Niemand würde dich geringer achten.

GENIA. Niemand ...

OTTO. Niemand – – Ich weiß, was dir durch den Sinn geht. Niemand. Auch meine Mutter nicht, wenn sie's ahnte.

GENIA. Warum ist sie heute nicht dagewesen?

OTTO. Weil sie größere Gesellschaften nicht liebt. Das ist der einzige Grund. Sie ahnt nichts. Gestern war sie doch hier. Was sollte sie gerade heute abgehalten haben.

GENIA. Das will ich dir sagen. Sie dachte, Friedrich werde schon da sein. Und es wäre ihr peinlich gewesen, dich, ihren Sohn ... es wäre ihr unerträglich gewesen, uns drei beisammen zu sehen ... den Mann ... die Frau ... und den Liebhaber – – Davor fürchtete sie sich. Darum kam sie nicht her. O, ich kann sie verstehn. Wie gut kann ich sie verstehn.

FRIEDRICH erscheint auf dem Balkon, spricht gleich. Habe die Ehre, meine Herrschaften.


Genia und Otto sind am Schlusse des Gespräches beinahe unter dem Balkon.


GENIA nicht erschrocken. Friedrich!

OTTO. Guten Tag, Herr Hofreiter.

FRIEDRICH. Grüß' Sie Gott, Otto.[294]

GENIA heiter. Seit wann bist du denn da?

FRIEDRICH. Vor zehn Minuten gekommen. Er grüßt zum Tennisplatz hinüber, wo man ihn bemerkt hat. Guten Abend, guten Abend – Zu Genia. Ich hab' mich nur gleich umgekleidet. Zu Otto. Es freut mich, daß ich Sie noch antreffe. Ich hab' gefürchtet, daß Sie schon wieder in Pola sind ... oder gar schon draußen im Weltmeer.

OTTO. Morgen reis' ich, Herr Hofreiter.

FRIEDRICH. So ... morgen ... –? Na, ich komm gleich herunter.


Verschwindet vom Balkon.

Otto und Genia hinüber. Das nächstfolgende sehr rasch.


OTTO. Du kannst nicht hier bleiben.

GENIA. Sei vernünftig, Otto.

OTTO. Jetzt fühl' ich es. Du bist nicht geschaffen, zu lügen. Du würdest dich verraten. Oder gar freiwillig gestehn!

GENIA. Das wäre möglich.

OTTO mit einem plötzlichen Entschluß. So lass' mich mit ihm reden.

GENIA. Was fällt dir ein!

OTTO. Ja! Es ist ja das einzig Mögliche. Du fühlst es selbst, alles andre wäre unwürdig, schmählich –

GENIA. Ich werd' es ihm sagen, sobald du fort bist. Morgen. Vielleicht noch heute ...

OTTO. Und was wird geschehn?

GENIA. Nichts, wahrscheinlich. Und du wirst hierher nicht wiederkommen, nie. Versprich mir ... nie ... auch in zwei Jahren nicht ... nie ...

OTTO wie erleuchtet. Du liebst ihn – du liebst ihn wieder! – Dahin, dahin gleitest du.


Es kommen Frau Wahl, Natter, Frau Natter, Stanzides und Gustl vom Tennisplatz. Erna und Paul spielen weiter.


FRIEDRICH erscheint im Tenniskostüm. Grüß' dich Gott, Genia. Küßt sie auf die Stirn. Er begrüßt auch die andern. Zu Frau Wahl, die ihm nicht die Hand gibt. Na, Mama Wahl, noch immer bös' auf mich?

FRAU WAHL. Ich rede kein Wort mit Ihnen. Ich werde auch mit Doktor Mauer kein Wort reden.

FRIEDRICH. Das wird sich zeigen.

GENIA. Der hat sich überhaupt noch nicht sehen lassen.

FRIEDRICH. So? – Heut wird er hoffentlich kommen, ich hab' ihm geschrieben. Na, der Paul und die Erna, die lassen sich natürlich nicht stören.[295]

GENIA. Sag' doch, wann bist du denn eigentlich in Wien angekommen?

FRIEDRICH. Gestern abend. Ja. – Ich wär' sehr gern schon zu Tisch heraußen gewesen, aber es war leider absolut nicht möglich.

GENIA. Wir hatten ein Empfangsdiner dir zu Ehren.

GUSTL. Großartig haben wir gegessen.

FRIEDRICH. So ...? Vielleicht bist du so gut, Genia, und laßt mir wenigstens noch einen schwarzen Kaffee bringen. Er setzt sich unter den Baum und zündet sich eine Zigarette an.

NATTER. Sie sind länger fortgeblieben, als Sie beabsichtigt hatten, lieber Hofreiter?

FRIEDRICH. Ja. Fixiert ihn scharf. Ja. Sind das nicht Ihre Kinder, die da draußen auf der Wiese herumhüpfen?

ADELE. Ich hab' gedacht, der Percy wär' schon da. Stanzides und Frau Wahl sind indes gegen rückwärts gegangen.

FRIEDRICH. Na, wann kommt er denn endlich. Laßt sich auf englische Schlösser einladen ... der Lump!

GENIA. Ich glaub', er überrascht uns noch heut oder morgen mit meiner Schwester Mary ... weil schon drei Tage keine Nachricht von ihnen da ist.


Erna und Paul vom Tennisplatz.


PAUL. Mein Kompliment, Herr Hofreiter.

ERNA. Guten Abend, Friedrich. Händedruck.

FRIEDRICH. Na, wie geht's denn?

PAUL. Ja, das Fräulein Erna hat mich schon wieder geschlagen.

FRIEDRICH. Na, war's noch schön am Völser Weiher?

ERNA. Ja, denken Sie sich, sehr schön, auch ohne Sie. Nett war das übrigens wirklich nicht, so plötzlich zu verschwinden. Ja richtig, danke für die Karten ... Sie haben ja noch sehr schöne Partien gemacht.

FRIEDRICH. Heut' ist ja Ihr Ruhm verkündet in der Zeitung, Erna.

FRAU WAHL. Wir haben schon gelesen.

FRIEDRICH. So, Sie haben schon – Ist dieses Blatt auch hierher gelangt? – Eine interessante Zeitung – nicht wahr? Pause. Ihn amüsiert die Verlegenheit der andern. Es war übrigens schön auf dem Aignerturm. Ja, richtig, Otto. Wo ist er denn ...? Otto steht etwas abseits mit Frau Natter. Ihnen hab' ich Grüße zu überbringen, das heißt Grüße sind es wohl nicht. Ich habe nämlich Ihren Vater gesprochen.

OTTO. Ihre Frau Gemahlin erzählte mir.[296]

FRIEDRICH. Schade, daß Sie schon morgen fortfahren. Ihr Vater wollte nämlich in ein paar Tagen nach Wien kommen.

OTTO. Sie wissen doch, Herr Hofreiter, daß zwischen meinem Vater und mir niemals Beziehungen bestanden haben.

FRIEDRICH. Könnten sich noch immer entwickeln. Sollten sich sogar. Daß Sie jetzt da ins Weltmeer hinaussegeln auf so lange ... ohne Ihren Vater gesehn zu haben ... es sollt' nicht sein ... glauben Sie nicht?

OTTO. Ja, Sie mögen vielleicht recht haben – aber nun ist es wohl zu spät.

PAUL der mit Erna und Frau Wahl stand, tritt her. Also, Herr Fähnrich, unser Single, wenn's gefällig ist. Zu Friedrich. Wir spielen nämlich heute lauter Singles. Sie dürfen sich nicht ausschließen, Herr Hofreiter, der Herr Fähnrich reist morgen ab, und da muß heute das Verhältnis endgültig festgestellt werden.

FRIEDRICH. Aber natürlich. Ich stehe zur Verfügung. Bitte sich nicht stören zu lassen. – Ich trink' nur meinen Kaffee aus.


Herr Natter, Stanzides, Genia – nach den ersten Worten Friedrichs an Otto über Aigner – und Gustl sind schon etwas früher weggegangen, jetzt folgen Paul, Adele und Otto.

Erna, Friedrich.


ERNA ist hinter seinem Sessel stehn geblieben.

FRIEDRICH. O Erna ... Bleibt sitzen.

ERNA. Ich bin so froh, daß du wieder da bist.

FRIEDRICH. Im Ernst? Er küßt ihre Hand über die Lehne. Ich auch.

ERNA. Und jetzt möcht' ich so geschwind als möglich den wahren Grund wissen, warum du fort bist.

FRIEDRICH. Du bist aber komisch, Erna. Ich hab' dir's ja gesagt. Du warst doch drauf vorbereitet. Wär' ich dort geblieben, in wenigen Tagen, ach Gott – am selben Tag hätt' es das ganze Hotel gewußt. Das ist schon so. Du weißt ja ... Der Schein um den Kopf. Wir haben ihn uns ja redlich verdient.

ERNA. Und wenn man ihn gesehn hätte!

FRIEDRICH. Kind ... So was soll man der Welt nicht verraten. Umsoweniger, je mehr man sie verachtet. Die Welt versteht's ja doch nicht. Oder auf ihre Weise – was noch schlimmer ist! Du kannst mir dankbar sein, daß ich dich nicht »kompromittiert« habe. Später hättest du mir's doch übel genommen.

ERNA. Später? ... ach so! ... Ich werde nicht heiraten, Friedrich.[297]

FRIEDRICH. Nicht von der Zukunft sprechen, Kind. Man soll nichts vorhersagen, für sich nicht und für andre. Nicht für die nächste Minute! Glaub' mir.

ERNA. Und denkst du, wenn ich wirklich einen lieb hätte nach dir – ich könnt' ihm verschweigen ...

FRIEDRICH. Gewiß könntest du. Hättest auch recht. Ich versichere dich, wir verdienen nichts andres ...

ERNA. »Wir« ... Es gibt doch auch – bessre als du.

FRIEDRICH. Glaubst du? Steht auf.

ERNA. Was hast du denn? Warum bist du so zerstreut? Was guckst du immer zur Tür hin? Erwartest du wen?

FRIEDRICH. Ja, den Doktor Mauer.

ERNA. Den Doktor Mauer? Was willst du von ihm?

FRIEDRICH. Es handelt sich um geschäftliche Dinge.

ERNA. Mauer ist doch kein Advokat ...

FRIEDRICH. Aber ein Freund.

ERNA. Glaubst du, er ist es noch immer?

FRIEDRICH. Ja. Solche Dinge hängen nämlich nie von dem ab, was man miteinander ... für Erfahrungen macht. Sonst täten ja Enttäuschungen nicht weh ... wenn damit die innern Beziehungen einfach aus wären. Aber daß man doch immer aneinander hängen bleibt ... das ...! ... Es gibt nur ewige Liebe und ewige Freundschaft. Und der Mauer ist und bleibt mein einziger Freund. Das steht fest ... Auch wenn er mich einmal erschießen sollte, es wird nicht anders.

ERNA. Was hast du denn so Wichtiges mit ihm zu besprechen?

FRIEDRICH. Es hängt mit meiner Reise nach Amerika zusammen.

ERNA. Du fährst also hinüber?

FRIEDRICH. Ja ... Und da gibt es eben manches zu ordnen – aus früherer Zeit, wozu ich nur den Mauer brauchen kann.

ERNA. Aus ... früherer Zeit ...?

FRIEDRICH. Aber Kind! Eine Gattin könnte nicht neugieriger sein. Sind übrigens lauter sehr langweilige Geschichten.

ERNA. Die dich doch sehr nervös zu machen scheinen.

FRIEDRICH. Mach' ich den Eindruck? Keine Spur, ich bin nur etwas übernächtig vielleicht.

ERNA. Wieso? Du bist doch nicht die Nacht durchgefahren?

FRIEDRICH. Nein, aber geschlafen hab' ich auch nicht viel. Ich hab' eine Fensterpromenade gemacht.

ERNA. Heute nacht?

FRIEDRICH. Ja, heute nacht. Warum wunderst du dich denn? Ich[298] hab' dir ja gesagt, an einem gewissen Abend ... daß ich alle diese Dinge plötzlich begreife – Fensterpromenaden, Serenaden – Totschlag ... Selbstmord – –

ERNA. Ich versteh' dich nicht. Wem hast du ... eine Fensterpromenade ...

FRIEDRICH. Na dir, selbstverständlich.

ERNA. Mir? Was sind das für ...

FRIEDRICH. Du glaubst mir nicht? Also hör' gut zu! Ich bin nämlich gestern abend noch herausgefahren. Gleich nach meiner Ankunft in Wien. Es war beinah Mitternacht, wie ich unter deinem Fenster war. Du hast noch Licht brennen gehabt. Ich habe deinen Schatten an den Vorhängen vorbeigleiten gesehn. Wenn dein Zimmer ebenerdig läge ... wer weiß.

ERNA. Du warst vor meinem Fenster?! – Und dann?

FRIEDRICH. Dann bin ich eben wieder fort. Ich hatte deinen Schatten gesehn, war in deiner Nähe gewesen. Danach hatt' ich mich gesehnt.

ERNA. Du hast dich ... Friedrich ...! Und wohin bist du dann?

FRIEDRICH. Nach Wien zurück. Mein Auto hat auf dem Pfarrplatz gewartet. Ich hab' nämlich heute früh um acht Uhr schon im Bureau zu tun gehabt.

ERNA. Du warst vor meinem Fenster ... Friedrich!

FRIEDRICH. Warum sollt' ich dir denn so was erzählen, wenn's nicht wahr wär' ... Wobei soll ich dir schwören? Beim heiligen Weiher von Völs?

ERNA. Du warst vor meinem Fenster! ... Mein Geliebter!

FRIEDRICH. Still, still. Er geht zur Türe des Hauses.

MAUER tritt aus dem Haus. Grüß' dich Gott, Friedrich. Guten Tag, Fräulein Erna.

FRIEDRICH. Servus, Mauer.

ERNA ruhig. Guten Tag, Doktor.

MAUER ganz unbefangen. Schon lang zurück, Fräulein Erna?

ERNA. Erst seit zwei Tagen ... Zu Friedrich. Sie haben mit dem Herrn Doktor zu sprechen. Auf Wiedersehn. Ab zum Tennisplatz.


Mauer, Friedrich.


MAUER. Du hast mir geschrieben, ich bin da.

FRIEDRICH. Ich danke dir nochmals, daß du gekommen bist. Hoffentlich hab' ich dich von nichts Wichtigem abgehalten.[299]

MAUER. Du schreibst, daß du meines Rats bedarfst. Ich nehme an, du fühlst dich krank.

FRIEDRICH sieht ihn an. Ah so! Nein, ich habe nicht den Arzt zu mir gebeten, sondern den Freund.

MAUER. Den Freund, so ... Nun, ich bin da.

FRIEDRICH. Es handelt sich nämlich um ein blödsinniges Gerücht, von dem du vielleicht schon gehört oder gelesen hast.

MAUER. Welches Gerücht?

FRIEDRICH. Daß Korsakow ...

MAUER. Nun?

FRIEDRICH. Daß Korsakow als Opfer eines amerikanischen Duells gefallen ist.

MAUER. Ah.

FRIEDRICH. Du hast gelesen?

MAUER. Gehört, um die Wahrheit zu sagen.

FRIEDRICH. Also, ich frage dich: Was soll ich tun?

MAUER. Was du tun sollst? Du hast ja den Gegenbeweis in der Hand. Der Brief Korsakows an deine Frau ...

FRIEDRICH. Was hilft mir der? Den kann ich doch nicht ... das wäre doch geschmacklos ...

MAUER. Ja, dann ... kümmere dich einfach nicht darum. Das Gerücht wird verschwinden, wie es gekommen ist. Es ist nicht wahrscheinlich, daß vernünftige Leute so was von dir im Ernst glauben könnten.

FRIEDRICH. Wenn auch – etwas wird hängen bleiben. Und einer muß diese Infamie als erster ausgesprochen haben. Wenn man sich an den halten könnt'.

MAUER. Der Mann wird kaum zu eruieren sein.

FRIEDRICH. Für mich ist er eruiert. Es ist Natter.

MAUER. Du glaubst?

FRIEDRICH. Es ist seine Rache ... Er hat nämlich alles ...

MAUER rasch. ... gewußt?

FRIEDRICH. Ja. – Es gibt überhaupt weniger betrogene Ehemänner, als die Gattinnen und manchmal sogar die Liebhaber glauben.

MAUER. Hast du Beweise, daß das Gerücht von ihm ausgeht?

FRIEDRICH. Beweise, nein.

MAUER. Da kannst du nichts machen.

FRIEDRICH. Ihn stellen.

MAUER. Er wird natürlich leugnen.

FRIEDRICH. Ihn züchtigen.[300]

MAUER. Damit besserst du nichts.

FRIEDRICH. Vielleicht meine Laune.

MAUER. Dazu wäre der aufgewandte Apparat doch etwas zu groß.

FRIEDRICH. Find' ich nicht. Gute Laune ist die Hauptsache auf Erden.

MAUER. Ich ließe die Angelegenheit auf sich beruhn. Einen andern Rat kann ich dir nicht geben, beim besten Willen nicht. – So, nun will ich deiner Frau guten Abend sagen und dann meiner Wege gehn.

FRIEDRICH. Mauer ... du bist mir böse?

MAUER. Ich dir böse? Nein. Aber mein Verlangen, mich hier aufzuhalten, ist gering.

FRIEDRICH. Du Mauer ... Du weißt doch, daß ich sehr bald nach dir vom Völser Weiher abgereist bin?

MAUER. »Sehr bald« ist gut.

FRIEDRICH. Gleich! ... am Tag drauf! ... Weißt du, warum? Ich habe die Flucht ergriffen.

MAUER. Ah! –

FRIEDRICH. Ja, vor mir, vor mir selbst. Denn daß ich sehr verliebt war in die Erna, das gesteh' ich dir ohne weiteres zu.

MAUER. Du hast mir keine Rechenschaft abzulegen.

FRIEDRICH. Gewiß nicht. Tu' ich auch nicht. Ich seh' nur nicht ein, warum ich deine falschen Vermutungen ...

MAUER. Was immer ich vermutet habe, ob mit Recht oder mit Unrecht, die Sache ist für mich erledigt. – Darf ich deiner Frau guten Abend sagen?

FRIEDRICH. Später darfst du. Jetzt wirst du freundlichst hier bleiben. Wir müssen uns aussprechen. Ich versichere dich, daß du dich irrst. – Ich habe sie geküßt, ja. Einmal ... Das leugne ich nicht. So eine Umarmung im Freien, bei schönem Wetter, in zweitausend Meter Höhe hat gar nichts zu bedeuten. Das nenn' ich ... Höhenrausch ...

MAUER. Na ... wenn du's nur so nennst ... dann ist ja alles gut.

FRIEDRICH. Glaubst du, es laufen viele ungeküßte Mädeln auf der Welt herum? Auch in der Ebene soll's manchmal passiert sein! Sich deswegen einbilden, daß man zu gut für eine ist ... das ist, mit Verlaub, Größenwahn.

MAUER. Es macht dir viel Spaß zu lügen, was?

FRIEDRICH. Manchmal schon. Aber diesmal tu' ich's nicht einmal. Und jetzt werd' ich dir noch was sagen. Selbst wenn mehr[301] vorgefallen wäre ... als dieser Kuß ...

MAUER. Ich habe dich nicht gefragt. Und ich versichere dich, mir ist es heute im Grunde ziemlich gleichgültig, wie weit es zwischen euch gekommen ist.

FRIEDRICH. Daran, mein lieber Mauer, tust du unrecht.

MAUER. Ah ...

FRIEDRICH. Die Sache stünde vielleicht besser für dich, wenn sie meine Geliebte gewesen wäre. Es wäre eine abgetane Sache ... Da wärst du gewissermaßen sicherer.

MAUER. Du fängst an, mich zu amüsieren.

FRIEDRICH. Das freut mich. Das ist doch das Wichtigste bei jeder Unterhaltung. Ob man die Wahrheit zu hören kriegt, weiß man ja doch nie.

MAUER. Von Erna selbst würde ich sie erfahren.

FRIEDRICH. Du glaubst?

MAUER. Lügen, das ist wirklich das einzige, dessen ich sie nicht für fähig halte.

FRIEDRICH. Da könntest du recht haben. Und darauf kommt es doch am Ende an. Ich halte es überhaupt für sehr einseitig, die Frauen nur aufs Erotische hin zu beurteilen. Wir vergessen immer wieder, daß es im Leben jeder Frau, auch wenn sie Liebhaber hat, eine Menge Stunden gibt, in denen sie an ganz andre Dinge zu denken hat als an die Liebe. Sie liest Bücher, musiziert, sie veranstaltet Wohltätigkeitsakademien, sie kocht, sie erzieht ihre Kinder, – sie kann sogar eine sehr gute Mutter sein, ja manchmal auch eine vortreffliche Gattin. Und hundertmal wertvoller – als eine sogenannte anständige Frau. Denk' nur an Adele Natter.

MAUER. Du hast mich hoffentlich nicht hergebeten, um mir deine philosophischen Ansichten vorzutragen.

FRIEDRICH. Nein, das ergibt sich nur so. Aber weil wir schon bei diesem Thema sind, ich möcht' dich doch fragen, ob dir schon etwas von der Affäre zwischen meiner Gattin und dem Herrn Fähnrich zu Ohren gekommen ist?

MAUER überrascht. Von deiner Frau und ... Kein Wort ... Woher hätt' ich auch ... ich bin ja seit drei Wochen nicht hier gewesen.

FRIEDRICH. Also hörst du die Neuigkeit von mir. Na, was sagst du dazu?

MAUER. Es ist vielleicht nicht wahr. Und wenn es wahr sein sollte ...[302]

FRIEDRICH. So gönnst du mir's von Herzen. Ich weiß. Aber ich will dir nur sagen, daß deine Schadenfreude gegenstandslos ist. Denn dazu müßte ich die Sache ja als etwas Schmerzliches oder mindestens als ärgerlich empfinden. Und das ist absolut nicht der Fall. Im Gegenteil. Es ist mir eher wie eine innere Befreiung. Ich gehe nicht mehr als Schuldiger in diesem Hause herum. Ich atme wieder auf. Es ist gewissermaßen, als hätte sie Sühne getan für den Tod Korsakows, und zwar in einer höchst vernünftigen und schmerzlosen Weise. Sie fängt an mir wieder menschlich nah zu sein. Wir leben wieder sozusagen – auf demselben Stern.

MAUER. Du bist sehr gefaßt. Mein Kompliment. Offenbar glaubst du's nicht. Da man ja so was doch nie mit absoluter Bestimmtheit wissen kann ...

FRIEDRICH. Ah, manchmal schon. Zum Beispiel, wenn man den Liebhaber nachts, halb zwei aus dem Fenster seiner Frau steigen sieht.

MAUER. Wie?

FRIEDRICH. Na, was sagst du dazu? Heute nachts um halb zwei hab' ich Herrn Otto von Aigner, Fähnrich in Sr. Majestät Marine, aus dem Fenster der Fabrikantensgattin Genia Hofreiter steigen gesehen. Gerichtlich zu beeiden!

MAUER. Heute Nacht, halb zwei?

FRIEDRICH. Ich war nämlich schon gestern abend heraußen.

MAUER. So –? Und wo warst du bis halb zwei, wenn man fragen darf.

FRIEDRICH. Haha, mir scheint, du denkst schon wieder an Erna. Na, also damit ich dich beruhige, ich bin mit dem letzten Zug herausgefahren von Wien; von der Bahn zu Fuß hierherspaziert und bin, wie ich das manchmal tue, durch das kleine Türl von der Wiese aus in den Garten herein. Und da hab' ich zu meiner Überraschung Stimmen gehört. Ich schleiche mich näher und sehe einen Herrn und eine Dame hier unter dem Baum sitzen. Genia und Otto. Um Mitternacht hier im Garten. Was sie gesprochen haben, das hab' ich natürlich nicht verstehen können. Ich bleibe in gemessener Entfernung, nach wenigen Minuten schon erheben sich beide und verschwinden im Haus. Ich verlasse rasch den Garten, wieder durch die Hintertür, gehe rund um die Villa und postiere mich so, daß ich sehn muß, wenn wer aus dem Haustor herauskommt. Es kommt niemand. Eine halbe Stunde lang[303] niemand. Die Lichter im Haus verlöschen. Ich geschwind wieder um das Gitter herum auf die Wiese, wo ich das Fenster von Genias Schlafzimmer im Auge habe. Es war dunkel. Die Nacht war wunderschön, ich lege mich auf die Wiese hin, in den Schatten der Bäume, die am Gitter stehn. Und warte. Bis halb zwei hab' ich gewartet. Um halb zwei öffnet sich das Fenster, ein Herr steigt heraus, verschwindet auf eine Weile für mich im Dunkel des Gartens, ich höre die Gartentüre gehn, und gleich darauf direkt an mir vorüber, schwebt die schlanke Gestalt des Herrn Fähnrich Otto von Aigner.

MAUER. So. Und was hast du dann getan?

FRIEDRICH. Ich hab' mich auf die Wiese hingelegt.

MAUER. Du bist ja schon gelegen.

FRIEDRICH. Richtig. Aber bequemer als vorher hab' ich mich hingelegt, weil ich ja nicht mehr hab' aufpassen müssen. Und hab' prachtvoll geschlafen, bis sieben Uhr früh. Es ist wirklich herrlich, im Freien zu schlafen in schönen Sommernächten. Erst neulich hat mir wer davon vorgeschwärmt.

MAUER. Du denkst hoffentlich nicht daran, es Genia oder ihn entgelten zu lassen. Das einzige, was du jetzt tun kannst und darfst, – das ist ein klares Ende machen.

FRIEDRICH. Wer spricht von Ende?

MAUER. Selbstverständlich. Es könnte jetzt auch ohne besonderes Aufsehn geschehn. Du brauchst nur etwas früher nach Amerika zu fahren als deine Absicht war.

FRIEDRICH. Nach Amerika wird Genia mit mir reisen.

MAUER. So –?

FRIEDRICH. Ja.

MAUER achselzuckend. Du erlaubst mir diese Mitteilung bis auf weiteres als den letzten Beweis deines Vertrauens entgegenzunehmen. Jetzt ...

NATTER kommt. O, guten Abend, Doktor Mauer, wie geht's? Lieber Hofreiter, ich wollte Sie nämlich fragen, da wir leider nicht mehr lange bleiben können ...

MAUER. Du erlaubst also, daß ich deiner Frau guten Abend sage ...

FRIEDRICH. Sie wird sich sehr freuen.

MAUER zum Tennisplatz.


[304] Friedrich, Natter.


NATTER. Ich wollte Sie fragen, lieber Hofreiter, ob ich Sie morgen im Bureau sprechen kann. Ich habe Ihnen viel mitzuteilen. Das bewußte Konsortium hat sich wieder gemeldet. Man bietet ...

FRIEDRICH. Morgen die Geschäfte, Herr Natter.

NATTER. Wie Sie wünschen.

FRIEDRICH. Heute wollen wir plaudern.

NATTER. Gern.

FRIEDRICH. Sagen Sie mir, Natter, was halten Sie von Demeter Stanzides?

NATTER. Stanzides? – Ein ganz sympathischer Mensch. Etwas sentimental für einen Husarenoberleutnant. Aber im ganzen ein netter Kerl.

FRIEDRICH. Hat er nicht Schulden?

NATTER. Nicht, daß ich wüßte.

FRIEDRICH. Mißhandelt er nicht seine Untergebenen?

NATTER. Mir nichts davon bekannt.

FRIEDRICH. Ist er nicht etwa Falschspieler?

NATTER. Glauben Sie das, Hofreiter?

FRIEDRICH. Nein. Ich will es Ihnen nur erleichtern, etwas über ihn zu erfinden, für später, wenn die Geschichte zwischen ihm und Ihrer Frau Gemahlin zu Ende sein sollte.


Sie stehn Aug' in Aug'.


NATTER. Es freut mich, daß Sie mich für keinen Dummkopf halten, Hofreiter.

FRIEDRICH. Nein, für einen ...

NATTER. Ich warne Sie davor, mich einen Schuften zu heißen. Es würde mir wahrscheinlich nicht konvenieren, die Angelegenheit durch eine Karambolpartie zu erledigen.

FRIEDRICH. Aber auf andere Art.

NATTER. Wenn ich dazu Lust gehabt hätte ... vor nicht allzulanger Zeit war bessere Gelegenheit dazu.

FRIEDRICH. Warum haben Sie's nicht getan? Man wird doch nicht mit einemmal ... Ich weiß doch, daß Sie als junger Mensch um weniger Ihr kostbares Leben in die Schanze geschlagen haben.

NATTER. Um weniger? Um andres.

FRIEDRICH. Wenn es Ihnen so nahe ging' – warum bleiben Sie mit Ihrer Frau zusammen?[305]

NATTER. Das will ich Ihnen erklären. Weil mir eine Existenz ohne Adele als vollkommener Unsinn er schiene. Ich bin nämlich rettungslos verliebt in sie. Das kommt vor, Hofreiter. Dagegen hilft nichts. Ahnen Sie denn, was ich alles versucht habe, um innerlich von ihr loszukommen –? Vergeblich ... Alles vergeblich ... Ich liebe sie ... trotz allem –! Ungeheuerlich, wie? – Es ist nun einmal nicht anders.

FRIEDRICH. Und Sie rächen sich an mir, indem Sie eine Ungeheuerlichkeit erfinden?

NATTER. Vielleicht indem ich die Wahrheit verbreite.

FRIEDRICH. Mensch, Sie glauben wirklich? ... daß ich ... ein amerikanisches Duell ...

NATTER. Beweisen Sie mir das Gegenteil.

FRIEDRICH. Das könnt' ich ... Ich kenne den Grund von Korsakows Selbstmord. Ich weiß, daß ... O, wo gerat' ich hin? Mich vor Ihnen zu rechtfertigen, Sie ... Sie ...

NATTER. Hüten Sie sich.

FRIEDRICH. Ich schwöre Ihnen, daß Sie sich irren. Ich schwöre Ihnen ...

NATTER. Bei der Tugend Ihrer Frau Gemahlin, ja?

FRIEDRICH. Herr ... Auf ihn zu.

NATTER packt seinen Arm. Ruhe, kein Aufsehn. Ich werde mich nicht mit Ihnen schlagen. Aber noch ein Wort und ...

FRIEDRICH. Gerade gegen Sie sollt' ich wehrlos sein?

NATTER. Zuweilen ist man's eben.

FRIEDRICH. Ja ... gegen einen ...

NATTER. Gegen einen, der das Leben fabelhaft amüsant findet ... lieber Hofreiter – und nur das.

PAUL vom Tennisplatz. Bitte sehr um Entschuldigung, wenn ich störe. Herr Hofreiter, – Ihr Single mit dem Herrn Fähnrich wäre an der Reihe.

FRIEDRICH. Ja ... ja ... bin schon bereit – Das Verhältnis muß endgültig klargestellt werden ... ich weiß ...

NATTER. O bitte, lassen Sie sich nicht stören. Leise. Etwa auch auf Tod und Leben?

FRIEDRICH. Vielleicht.

MAUER UND GENIA kommen eben von rückwärts.

MAUER will sich verabschieden. Also lieber Freund.

FRIEDRICH. Nein, du darfst einfach nicht gehn. Du mußt ihn zurückhalten, Genia – mit allen deinen Verführungskünsten.


Friedrich, Paul, Natter zum Tennisplatz.

[306] Mauer, Genia.


GENIA. Ich fürchte, daß meine Künste versagen werden.

MAUER. Ich muß leider fort, gnädige Frau.

GENIA. Und es ist wohl anzunehmen, daß man Sie in der nächsten Zeit hier nicht sehn wird ...

MAUER. Es ist anzunehmen, gnädige Frau.

GENIA sieht ihn an. Es tut mir leid, daß ich einen Freund verloren habe. Auch ich, die wahrhaftig ohne Schuld ist, wenigstens gegen Sie. Warum antworten Sie mir nicht, Doktor? Ich will mich nicht in Ihr Vertrauen drängen, umsoweniger, als ich mir ja denken kann, was Sie von hier forttreibt.

MAUER. Es ist diesmal kein Anlaß, Ihnen über Ihren Scharfblick ein Kompliment zu machen. Sie gestatten mir jetzt, gnädige Frau, mich zu entfernen.

GENIA. Ich habe Ihnen nichts zu gestatten und nichts zu verbiten. Besonders als ... gnädige Frau. Leben Sie wohl, lieber Doktor! – Und – bitte lassen Sie mich Ihnen noch eine Mahnung mit auf den Weg geben! – Nehmen Sie's nicht gar zu schwer. Es wäre doch lächerlich, wenn Sie, ein Mensch, der das Leben von seiner ernstesten Seite kennt, dergleichen Spielerei und Spiel wichtig nähme. Liebessachen sind nichts andres, Doktor, glauben Sie mir. Und wenn man erst drauf gekommen ist, sehr lustig anzusehn – und mitzumachen.

MAUER. Wenn man drauf gekommen ist ...

GENIA. Werden Sie auch, lieber Freund. Die dummen schweren Worte, die Ihnen durch den Sinn gehn, die blasen Sie nur gefälligst in die Luft. Und Sie werden sehn, wie leicht sie eigentlich sind. Sie fliegen ... alle ... sie verwehn, diese schweren dummen Worte ...

MAUER. Es gibt vielleicht wirklich nur ein schweres auf der Welt – und das heißt Lüge.

GENIA. Lüge? Gibt's denn das in einem Spiel? List oder Spaß heißt es da.

MAUER. Spiel –?! Ja, wenn es so wäre! ... Ich versichere Sie, Genia, nicht das geringste hätt' ich einzuwenden gegen eine Welt, in der die Liebe wirklich nichts andres wäre als ein köstliches Spiel ... Aber dann ... dann ehrlich, bitte! Ehrlich bis zur Orgie .... Das ließ' ich gelten. Aber dies Ineinander von Zurückhaltung und Frechheit, von feiger Eifersucht und erlogenem Gleichmut – von rasender Leidenschaft[307] und leerer Lust, wie ich es hier sehe – das find' ich trübselig und grauenhaft – ... Der Freiheit, die sich hier brüstet, der fehlt es am Glauben an sich selbst. Darum gelingt ihr die heitre Miene nicht, die sie so gerne annehmen möchte ... darum grinst sie ... wo sie lachen will.

GENIA. Sie sind ungerecht, Doktor. Wir geben uns ja alle Mühe. So rasch geht das freilich nicht. Aber wir haben die beste Absicht. Merken Sie's nicht? Adele Natter, zum Beispiel, bringt ihre Kinder mit in unser Haus, ich plaudre mit Erna, als wäre der Weiher von Völs das harmloseste Wasser von der Welt, Friedrich spielt seine Tennispartie mit dem Herrn Fähnrich von Aigner ...

MAUER. Warum sollte er nicht?

GENIA. O, Doktor! ...

MAUER. Ja, ich weiß ... auch das ...

GENIA. Wer hat es Ihnen gesagt?

MAUER. Wer –? Geben Sie acht, Genia. Friedrich selbst.


Die Tennispartie ist zu Ende. Die Teilnehmer kommen allmählich näher.


GENIA. Friedrich ...?! Natürlich ahnt er. Ich hab' es gleich in seinem Blick gelesen ... als er uns vom Balkon aus begrüßte .... Aber wozu dies warnende »Geben Sie acht« –? Er wird es mir nicht übel nehmen. – Vielleicht hätte sich Otto auch umgebracht – wie jener andre. Und man darf doch einen jungen Menschen einer solchen Kleinigkeit wegen nicht in den Tod treiben. Friedrich wird zufrieden mit mir sein. Morgen, wenn ... mein Geliebter fort ist ... werd' ich ihm die ganze Geschichte selbst erzählen.

MAUER. Das dürfte nicht mehr notwendig sein. Er ahnt nicht, er weiß ... Er hat den Herrn Fähnrich heute nacht gesehn ... um halb zwei ...

GENIA zuckt zusammenfaßt sich rasch.


Paul, Gustl, Erna, Stanzides, Adele, Frau Wahl, Natter, Otto und Friedrich vom Tennisplatz.


GENIA. Nun, wer war Sieger?

PAUL. Die alte Garde lebt noch. Herr Hofreiter hat gewonnen. Neun zu acht.

STANZIDES. Schade, daß Sie nicht zugesehn haben, gnädige Frau. Es war eine schöne Partie.[308]

FRIEDRICH. Na, Mauer, du bist ja doch geblieben. Das ist nett von dir!

PAUL. Jetzt käme noch das Match Fräulein Erna und Herr Hofreiter.

ERNA. Es ist schon zu dunkel, das verschieben wir auf morgen. Und wir telegraphieren dem Herrn Fähnrich das Endresultat des Tourniers.

OTTO. Meine Herrschaften, ich muß mich nun leider wirklich empfehlen. Er beginnt sich zu verabschieden.

FRIEDRICH folgt ihm mit den Blicken. Schade, daß wir nicht morgen noch eine Partie spielen können, Otto! – Ich hab' heut gar keine rechte Freude an meinem Sieg.

PAUL. Warum denn? Der Herr Fähnrich hat famos gespielt, und Sie, Herr Hofreiter noch besser.

FRIEDRICH. Ich weiß nicht. Sie waren nicht recht in Form, Otto. Einen Schlag haben Sie gehabt, wie ich ihn von Ihnen gar nicht gewohnt bin. So einen zerstreuten, so einen undezidierten, so einen ängstlichen Schlag ... Abschiedsstimmung wahrscheinlich.

OTTO. Vielleicht Befangenheit einem so starken und ausgeruhten Gegner gegenüber. Nun, wenn ich wiederkomme, in drei Jahren, sollen Sie mehr Freude an meinem Gegenspiel haben, Herr Hofreiter.

FRIEDRICH. Ja, wenn man das so sicher wüßte, daß man sich wiedersieht! ... Ich rede nie von so fernliegenden Dingen ... drei Jahre! ... Denken Sie, was indessen alles passieren kann. Man hat doch nicht alles so in der Hand. Es gibt Ereignisse, denen gegenüber alle Voraussicht versagen kann ... und alle Vorsicht.

NATTER. Und gerade diese dürfte nicht eine Haupteigenschaft des Herrn Fähnrich sein.

OTTO. Das furcht' ich selbst, Herr Natter.

FRIEDRICH. Das können Sie selber gar nicht wissen, Otto, ob Sie von Natur aus vorsichtig sind oder nicht ... In einem Beruf, der so ganz auf Haltung und Disziplin gestellt ist, wie der Ihre, hat man sozusagen keine Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen. Glauben Sie nicht?

MAUER. Genug Psychologie für die späte Abendstunde, denk' ich. Zu Otto. Wir gehn vielleicht gleich zusammen.

FRIEDRICH kümmert sich gar nicht darum. Ich zweifle natürlich nicht, daß Sie jederzeit bereit wären, für Kaiser und Vaterland und auch für viel geringere Dinge Ihr Leben hinzugeben, aber[309] da spielt doch der äußere Zwang eine gewisse Rolle. In der Tiefe Ihrer Seele, ganz in der Tiefe, Otto, sind Sie feig. Große Pause.

OTTO. Ich habe nicht recht verstanden, nicht wahr?

FRIEDRICH. Ich weiß nicht, was Sie verstanden haben. Ich werde es auf alle Fälle wiederholen: feig.

OTTO einen Schritt auf ihn zu.

FRIEDRICH ihm rasch entgegen.

OTTO. Sie werden von mir hören.

FRIEDRICH. Hoff' ich, Leise. und bald. In einer Stunde, im Park ...

OTTO ab.

PAUL sagt leise etwas zu Gustl, folgt mit ihm dem Otto.

ERNA steht regungslos.

GENIA regungslos.

FRAU WAHL sieht sich ratlos um, wendet sich an Adele.

NATTER. Wir wollen nun nicht weiter stören.

FRIEDRICH. O nein, das tun Sie nicht – im Gegenteil. Zu Mauer abseits. Auf dich hoff' ich zählen zu können.

MAUER. Nein. Dabei tu' ich nicht mit.

FRIEDRICH. Als Arzt, Mauer. Das darfst du mir nicht verweigern, das ist deine Pflicht.

MAUER zuckt die Achseln. Bitte.

FRIEDRICH. Danke. Lieber Stanzides.

STANZIDES. Ich bitte über mich zu verfügen.

FRIEDRICH. Ich danke Ihnen. Natter, darf ich Sie bitten?

NATTER. Lieber Hofreiter ...

FRIEDRICH zieht Natter nach vorn. Ich denke, wir sind einig in unserer Ansicht über das Leben, nicht wahr? Zum Totlachen.

NATTER. Ich hab' es immer gesagt.

FRIEDRICH. Der neueste Spaß hätte eine Würze mehr für mich, – wenn Sie mein Sekundant sein wollten.

NATTER. Gern. Der Herr Fähnrich schießt gewiß nicht schlecht.

GENIA mit einem plötzlichen Entschluß zu Friedrich hin. Friedrich ...

FRIEDRICH. Später.

GENIA. Jetzt.

FRIEDRICH zu den andern. Sie entschuldigen. Mit ihr nach vorn.

FRAU WAHL zu Erna hin, will sie zum Fortgehen veranlassen.

ERNA weist sie ab, steht an der Mauer des Hauses.

FRAU WAHL wendet sich zu Adele, die unter dem Nußbaum sitzt und ihrem Gatten nachsieht.

NATTER UND STANZIDES gehn nach rückwärts.[310]

MAUER steht allein.

FRIEDRICH zu Genia. Nun?

GENIA. Was ist dir denn eingefallen? Wie durftest du ...

FRIEDRICH. Na, fürcht' dich nicht. Ich werd' ihm nicht viel tun, wahrscheinlich gar nichts.

GENIA. Warum also? Wenn dir an mir noch das geringste läge ... wenn es Haß wäre ... Wut ... Eifersucht ... Liebe ...

FRIEDRICH. Na ja, von all dem verspür' ich allerdings verdammt wenig. Aber man will doch nicht der Hopf sein. Wendet sich von ihr ab, folgt Natter und Stanzides.

GENIA steht vorn regungslos.

ERNA steht an der Mauer des Hauses.


Die Blicke der beiden Frauen begegnen sich.

Vorhang.


Quelle:
Arthur Schnitzler: Die Dramatischen Werke. Band 2, Frankfurt a.M. 1962, S. 289-311.
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