1.

[83] Die Reimung ist nicht minder / als sonst ein Haubtstůcke des Teutschen Verses / in rechte Obacht zunehmen: Denn ob wol die blosse Reimung an sich gar keine Kunst ist / noch einigen Vers allein machen kan; Noch dennoch muß dieselbe nicht allein jhre nothwendige Stelle / ja einen Haubtort in den Versen vertreten / sonderen es muß auch die Reimung den Außgang und gleichsam ein liebliches / sich wolschliessendes Ende den Teutschen Versen geben; Dann solches in Teutscher Sprache eine sonderliche angeborne Anmuhtigkeit und Bewegung in sich hat /und mit sich daher fůhret / wo sonst recht nach der Kunst mit der Reimung verfahren wird.

Quelle:
Justus Georg Schottel: Teutsche Vers- oder Reimkunst. Lüneburg 1656, S. 83.
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