Der Hirten Lied am Kripplein

[267] Schlaf wohl, du Himmelsknabe du,

Schlaf wohl, du süßes Kind!

Dich fächeln Engelein in Ruh'

Mit sanftem Himmelswind;[267]

Wir armen Hirten singen dir

Ein herzigs Wiegenliedlein für.

Schlafe!

Himmelssöhnchen, schlafe!


Maria hat mit Mutterblick

Dich leise zugedeckt;

Und Joseph hält den Hauch zurück,

Daß er dich nicht erweckt.

Die Schäflein, die im Stalle sind,

Verstummen vor dir, Himmelskind.

Schlafe!

Himmelssöhnchen, schlafe!


Bald wirst du groß, dann fließt dein Blut

Von Golgatha herab;

Ans Kreuz schlägt dich der Menschen Wuth,

Dann legt man dich ins Grab.

Hab' immer deine Aeuglein zu,

Denn du bedarfst der süßen Ruh'.

Schlafe!

Himmelssöhnchen, schlafe!


So schlummert in der Mutter Schoß

Noch manches Kindlein ein;

Doch wird das arme Kindlein groß,

So hat es Angst und Pein.

O Jesulein, durch deine Huld,

Hilf's ihnen tragen mit Geduld.

Schlafe!

Himmelssöhnchen, schlafe.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 267-268.
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