Gutes und Schlimmes

[182] Bald rasselt Wodan nicht mehr auf eisernem Wagen,

Von fliegenden weißen Rossen getragen,

Und schüttelt zornig und wild

Den tausendjährigen Schild.[182]


Den blutigen Lorbeer überschimmert die Palme,

Der Gott des Friedens tönet im Psalme;

Denn wie ein Thronenengel geschmückt

Hat er den Frieden geschickt.


Wilhelm, gesegnet vom Menschengeschlechte,

Ergriff des weisen Leopold Rechte,

Sprach: Ewiger Friede zwischen dir und mir!

Friede, Friede zwischen Selim und Dir.


Dies hörten von ferne die zornigen Schaaren,

Streiften geronnenes Blut aus den Haaren;

Zu Koburg sprach der graue Wessir:

Friede, Friede zwischen dir und mir!


Gustav, gewaltig an Weisheit und Ehren,

Der schwimmende Donn'rer in klippigten Scheeren,

Bot, das Auge gen Himmel gewandt,

Der großen Katharina die Hand.


Potemkin, schleudre nicht ewig die Keule

Des Todes unterm Schlachtengeheule –

Eile dem Engel des Friedens in Schooß.

Menschlich – ist besser, als groß.


Und so tönt's vom Osten bis zum Süden,

So tönt's vom Pol der Mitternacht:

Frieden sollt ihr haben, großen Frieden,

Nimmer donnern soll die Würgeschlacht.


Nimmer triefen soll das Schwert vom Blute,

Nimmer klebe Mark am Rossehuf.

Wißt, ihr Menschen, daß euch Gott, der Gute

Nicht zur blutgen Fehde schuf.


Friede soll es sein auf dieser Erde!

Und der Krieg, der Höllennachtgefährte,

Mit Zerstörungswuth im Angesicht,

Soll verheeren meine Erde nicht.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 182-183.
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