Gedicht Schubarts für seine Enkelin auf den Geburtstag ihres Vaters

[86] Glück und Heil am Tage,

Der dich einst gebar!

Vater, was ich sage,

Ist so fromm und wahr.


Lies auf diesem Blättchen,

Das mein Herz dir giebt,

Wie dein kleines Mädchen

Dich so herzlich liebt.


Küsse deine Kleine,

Sieh ihr ins Gesicht;

Liebe, wie die meine,

Schildert kein Gedicht.


Wo die Sternlein stehen,

Ist ein großer Mann,

Der, was Kinder flehen,

Auch erfüllen kann.


O, der wird dir geben

– Denn ich bitt' ihn ja –

Langes, frohes Leben,

Herziger Papa.[86]


Und mir wird's gelingen,

Immer wohlgemuth

Um dich her zu springen,

Wie das Lämmlein thut.


Will dich streicheln, herzen,

Will mit Mädchenlist

Um dich hüpfen, scherzen,

Wenn du traurig bist.


Will dein Knie umschlingen,

Bester Vater, du!

Will ein Lied dir singen,

Und du geigst dazu.


Heisa! Welche Freude!

Vater, tanz' mit mir!

Alles freut sich heute

Innig über dir.


Mama wünscht dir Glücke,

Und der Ludwig zeigt

Schon in seinem Blicke,

Was der Mund verschweigt.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 86-87.
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