13.

[27] Feindlich schaust du und finster hinweg, muthwilliges Liebchen,

Plötzlicher Unmuth thront auf der gerunzelten Stirn,

Jeglichen heiteren Gott verscheucht aus dem Auge des Zorns Blitz,

Und unfreundliches Roth färbet die Wange dir jetzt.

Was ich auch rede, du hörest es nicht, und red' ich auch Schönes,

Kein süßlohnender Blick lehret mich daß ich gefiel.

Ha, so hab' ich dich nimmer gesehn! doch zürne nur; Neuheit

Nährt die Liebe, zu lang dauert ein ewiger Lenz.

Tauscht doch oft mit den Waffen des Mars Cytherea den Gürtel,

Und in Panzer und Helm schleppt sich ihr Knabe daher.

Reizend kleidet der Trotz die Reizende; bist du auch stets mir

Nicht zu gefallen bemüht, immer gefällst du mir mehr.

Grazie, wind' um die düstere Stirn die Trauercypresse,

Flicht mit tändelnder Hand duftende Rosen in's Haar;

Lächle mich an mit dem schmachtenden Blick hingebender Sehnsucht,

Scheuche den Kühneren rasch fort mit der Flamme des Zorns:

Stets doch knie' ich vor deinem Altar, und jede Verwandlung

Scheint mir die holdere, stets sah ich dich nimmer so schön.

Küssen möcht' ich den reizenden Mund, der die Küsse mir abschlägt,

Möcht' an der wogenden Brust ruhen, die zürnend sich hebt,

Hangen an deinem Blick der sich abkehrt, feindlicher Gluth voll,[28]

Und festhalten die Hand, welche der Fessel sich sträubt.

Also schmückte Klorinde sich einst zur tobenden Feldschlacht,

Kühn nach der Palme des Siegs strebte das muthige Weib:

Doch kaum fühlte sie Tankreds Blick, so kränzte sie, selbst sich

Zürnend, mit Myrtengeflecht, meidend die Fehde, den Helm.

Lockender ist die verbotene Frucht, und Tyndaris hätte,

War sie dem Troer bestimmt, nimmer den Troer geliebt.

Zürne nur fort, nie warst du mir reizender; wahrlich ich selbst will

Zürnen, damit noch fern jede Vereinigung sey.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 4, Leipzig 1819–1820, S. 27-29.
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