Am 4ten Januar 1814

[37] Sonnig lacht der helle May,

Flüchtig rinnt der Quell vorbey,

Und von Blumen prangt die Weide;

Ueppig blüht die ein' empor,

Und die andre schaut hervor

Schüchtern aus dem grünen Kleide:


Also sendet mild und rein

Ihren lauen Sonnenschein

In das Herz die Liebe nieder,

Und in sehnsuchtsvoller Brust

Wechseln flüchtig Leid und Lust,

Ewig keimen neue Lieder.


Welkt, ihr Blumen, gern dahin,

Denn euch grüßt die Schäferin

Freundlich im Vorüberwallen.

Lieder, fordert keinen Dank,

Wenn auch nur Minuten lang

Meiner Liebsten ihr gefallen.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 37-38.
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