4. Hayingen auf der Asp

[21] Sei mir willkommen, Städtchen

In dieser schlimmen Zeit!

Hat dich Aprilgestöber

Auf das Gebirg verschneit?
[21]

So finster und so enge

Mag wohl kein andres sein,

Es nimmt der Straßen Länge

Dein kleines Rathhaus ein.


Und niest einmal die Schildwacht

An deinem obern Thor,

Gleich schallt ein helles Prosit

Vom untersten empor!


Doch bin ich armer Wandrer

An deinem Obdach froh,

So durstig ist kein Andrer,

Und müde keiner so.


In einer grauen Stube

Reichst du mir Speis' und Trank;

Dir thaun die Phantasieen

Des Dichters auf zum Dank.


Die Thore will ich zimmern

Aus ew'gem Cedernholz,

Ein goldnes Dach soll schimmern

Auf Thurm und Kirche, stolz.


Ich pflanze Bäum' und Reben

Auf deiner kahlen Au,

Und über alles wölb' ich

Des Sommerhimmels Blau.


Dann zahl' ich meine Zeche;

Leb' wohl, du sel'ger Ort!

Ich muß durch Berg und Fläche

In Schnee und Regen fort!

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 21-22.
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