Zehnter Auftritt.

[85] Die Vorigen. Dikson und Jenny links vorn um Georg, ihn begrüßend.


JENNY zu Georg.

Wie, Euch, mein Herr, sind' ich hier wieder?

DIKSON zu Georg.

Wie, Euch seh' ich hier wieder?

GEORG zu Jenny.

Wie, Euch seh' ich hier wieder?

JENNY.

Wie ist's?


Geheimnisvoll.


Welch Geheimnis ruht hier?

DIKSON ebenso.

Wie ist's? Welch Geheimnis ruht hier?

JENNY.

Was sahet Ihr?

DIKSON.

Was sahet Ihr?

GEORG.

Bald sag' ich's euch!

JENNY.

So sprecht, ich bitte!

DIKSON.

So sprecht, ich bitte!

GEORG.

Bald sag' ich's euch!

GEORG.

Auf Ehre, glaubt, es war recht gut,

Daß ich ging statt seiner hierher,

Denn nicht wär' er am Leben mehr –

JENNY.

Was sagt Ihr?

GEORG lachend.

Vor Schrecken wär' er längst tot!

DIKSON.

Glaubet Ihr?

GEORG.

Vor Schrecken wär' er längst tot!

DIKSON.

Sieh, Jenny nun, was mir gedroht!

GEORG.

Vor Schrecken wär' er längst tot!


Der Haupteingang wird geöffnet.


DIKSON, JENNY.

Doch seid nun still! –

Laßt uns alle stille sein!

DIKSON.

Seht, dort tritt Herr Mac-Irton,

Der Friedensrichter schon ein! –

Jenny und Dikson gehen nach rechts hinüber und treten Margarethe zur Linken.

Zwei Gerichtsdiener mit langen weißen Stäben treten durch den Haupteingang auf und nehmen rechts und links an der Thür Aufstellung.

[85] Mac-Irton, der Gerichtsschreiber, zwei Beisitzer, Gaveston folgen durch den Haupteingang.


Quelle:
Boieldieu, François-Adrien: Die weiße Dame, Leipzig [1892], S. 85-86.
Lizenz:

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