29


[793] Wenn ich, vom Glück verschmäht und Menschenblicken,

Mein ausgestoßnes Dasein still bewein',

Und, mich betrachtend, fluche den Geschicken,

Daß taub der Himmel bleibt bei meinem Schrei'n,

Und wünsch', ich wär an Hoffnungen so reich

Wie mancher, so befreundet, so geboren,

In Kunst, in Freiheit dem und jenem gleich,

Am mind'sten froh bei dem, was ich erkoren:

Doch – denk' in solchem Selbstverachtungstraum

Von ungefähr ich deiner, jauchzt mein Leben

Wie Lerchen, die vom dumpfen Erdenraum

Frühjubelnd sich zum Himmelstore heben.

So macht Erinnrung an dein Lieben reich,

Daß ich's nicht hingäb' um ein Königreich.


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 2, Berlin: Aufbau, 1975, S. 793.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sonette
The Sonnets/ Die Sonette [Zweisprachig]
The Sonnets / Die Sonette: Englisch/Deutsch
Sonette. Engl./Dt. Übersetzt von Tieck, Regis, u.a., Einleitung von Hanno Helbling.
Die Sonette: Zweisprachige Ausgabe
Shakespeares Sonette