Epilog.

[331] Anfänglich schien der Aufstand der gallischen Legionen unter ihrem Befehlshaber Vindex nicht allzu gefährlich zu sein. Der Caesar zählte erst einunddreißig Jahre, und niemand wagte zu hoffen, daß die Welt bald von dem sie drückenden Alp befreit würde. Man erinnerte sich, daß es unter den Legionen schon öfters, auch unter den früheren Herrschern, zu Empörungen gekommen war; diese waren jedoch stets vorübergegangen, ohne einen Wechsel des Herrschers herbeigeführt zu haben. So hatte unter Tiberius Drusus den Aufstand der pannonischen Legionen und Germanicus den der rheinischen unterdrückt. »Wer,« fragte man sich, »kann nach Nero die Herrschaft ergreifen, da beinahe alle Nachkommen des göttlichen Augustus unter seiner Regierung ums Leben gekommen sind?« Andere betrachteten ihn als einen Koloß, verglichen ihn mit Herkules und gestanden widerwillig zu, daß nichts imstande sei, seine Macht zu brechen. Es fehlte auch nicht an solchen, die ihn seit seiner Abreife nach Achaja zurücksehnten, denn Helios und Polythetes, denen er die Regierung Roms und Italiens übertragen hatte, übten eine noch grauenvollere Schreckensherrschaft aus.

Niemand war seines Lebens und Eigentums sicher. Das Gesetz schützte nicht mehr. Menschenwürde und Tugend waren[331] verschwunden, die Familienbande zerrissen, die entmutigten Geister wagten nicht mehr zu hoffen. Aus Griechenland kam die Kunde von den unerhörten Triumphen des Caesars, den tausenden von Kränzen, die er errungen, den tausenden von Rivalen, die er überwunden hatte. Die Welt schien eine einzige Orgie zu sein, blutig und possenreißerisch; zugleich aber befestigte sich die Meinung, daß die Zeit der Tugend und Würde vorüber, die des Tanzes, der Musik, der Ausschweifung, des Blutvergießens angebrochen sei und daß von nun ab das Leben so weitergehen müsse. Der Caesar selbst, dem der Aufstand den Weg zu neuen Räubereien eröffnete, kümmerte sich nicht viel um die empörten Legionen und Vindex und sprach sogar öfters seine Freude darüber aus. Auch wollte er Achaja nicht verlassen, und erst als ihm Helios mitteilte, eine längere Abwesenheit könne den Verlust der Herrschaft nach sich ziehen, begab er sich nach Neapel.

Dort spielte und sang er von neuem, unbekümmert über die immer drohendere Entwicklung der Ereignisse. Umsonst erklärte ihm Tigellinus, daß die früheren Empörungen der Legionen keinen Führer gehabt hätten, jetzt aber ein Mann an ihrer Spitze stände, der von den alten aquitanischen Königen abstamme, und außerdem ein berühmter und erprobter Feldherr sei. »Hier,« entgegnete ihm Nero, »hören Griechen mir zu, die allein zu hören verstehen und allein meines Gesanges würdig sind.« Er behauptete, seine erste Pflicht sei, sich in der Kunst Ruhm zu erwerben. Als er aber schließlich erfuhr, Vindex habe ihn für einen erbärmlichen Künstler erklärt, sprang er auf und machte sich sofort auf den Weg nach Rom. Die ihm von Petronius geschlagenen Wunden, die der Aufenthalt in Griechenland geheilt hatte, brachen von neuem in seinem Innern auf, und er wollte vom Senat Genugtuung für diese unerhörte Beleidigung verlangen.

Unterwegs sah er eine Bronzegruppe, die einen von einem römischen Ritter überwältigten gallischen Krieger darstellte. Er nahm dies als gute Vorbedeutung, und wenn er daher[332] jetzt von den aufständischen Legionen und Vindex sprach, so geschah es nur, um sie zu verspotten. Sein Einzug in die Stadt übertraf alles bisher Dagewesene. Er benutzte denselben Wagen, auf dem einst Augustus seine Triumphe gefeiert hatte. Man riß einen Bogen des Zirkus nieder, um dem Zuge freien Raum zu verschaffen. Der Senat, die Ritter und eine ungezählte Volksmenge erwarteten ihn. Die Mauern erbebten unter den Rufen: »Willkommen Augustus, willkommen Herkules, willkommen, Gottheit, du einziger, Olympier, Pythier, Unsterblicher!« Hinter ihm wurden die Siegeskränze, die Namen der Städte, in denen er Triumphe gefeiert, sowie Tafeln mit den Namen der Künstler, die er überwunden hatte, einher getragen. Nero selbst war wie berauscht und fragte die ihn umringenden Augustianer mit bewegter Stimme, was die Triumphe Julius Caesars im Vergleich zu den seinen seien. Der Gedanke, daß irgend ein Sterblicher es wagen könne, seine Hand gegen einen solchen Künstlerhalbgott zu erheben, wollte ihm nicht in den Sinn. Er fühlte sich in der Tat als einen Olympier und daher als unverletzlich. Die Aufregung und Tollheit der Volksmassen steigerte noch seinen eigenen Wahnwitz. Man hätte in der Tat an dem Tage dieses Triumphes glauben können, daß nicht nur der Caesar und die Stadt, sondern die ganze Welt den Verstand verloren hätte.

Unter all diesen Blumen und Stößen von Kränzen konnte niemand den Abgrund entdecken. Denselben Abend bedeckten sich aber noch die Säulen und Mauern der Tempel mit Inschriften, in denen man die Verbrechen des Caesars schilderte, mit nahe bevorstehender Rache drohte und ihn als Künstler verspottete. Von Mund zu Mund lief das Wort: »Er sang, bis er die Hähne erweckte.«1 Beunruhigende Gerüchte durchliefen die Stadt und wuchsen zu ungeheuerlichen Übertreibungen[333] an. Auch die Augustianer wurden ängstlich. In der Ungewißheit, was die Zukunft bringen würde, wagte man weder Wünsche noch Hoffnungen zu äußern, wagte man kaum zu fühlen und zu denken.

Nero aber lebte auch weiterhin nur dem Theater und der Musik. Er beschäftigte sich mit neuerfundenen Musikinstrumenten und einer neuen Wasserorgel und ließ auf dem Palatin Proben damit vornehmen. In seinem kindischen und keines Entschlusses, keiner Tat fähigen Sinne bildete er sich ein, weit in die Zukunft hineinreichende Anordnungen von Schaustellungen könnten die Gefahr selbst abwenden. Die Personen seiner nächsten Umgebung, welche sahen, daß er, statt für die erforderlichen Mittel und ein Heer zu sorgen, einzig und allein nach Ausdrücken suchte, die die Gefahr recht eindringlich schilderten, begannen den Kopf zu verlieren. Andere jedoch waren der Meinung, er wolle nur sich und andere durch Zitate betäuben, während er innerlich von Sorge und Unruhe gequält sei. In der Tat hatten seine Handlungen etwas Fieberhaftes an sich. Täglich schossen ihm tausenderlei Pläne durch den Kopf. Mitunter sprang er empor, um sich der Gefahr entgegenzuwerfen, befahl, Zithern und Lauten auf Wagen zu packen, junge Sklavinnen als Amazonen zu bewaffnen und zugleich Legionen aus dem Orient heranzuziehen. Dann faßte er wieder den Entschluß, den Aufstand der gallischen Legionen nicht durch Waffengewalt, sondern durch seinen Gesang zu unterdrücken, und freute sich schon im voraus auf das Schauspiel, das einem solchen Siege der Sangeskunst über rauhe Soldaten folgen sollte. Die Legionäre würden ihn mit Tränen in den Augen umringen, während er ihnen ein Siegeslied sänge, und dann würde das goldene Zeitalter für ihn und Rom anbrechen. Bald verlangte er nach Blutvergießen, bald erklärte er, sich mit der Herrschaft über Ägypten begnügen zu wollen; er erinnerte sich der Weissagungen, welche ihm die Herrschaft in Jerusalem verkündet hatten, oder war von dem Gedanken gerührt,[334] daß er sich als fahrender Sänger sein tägliches Brot werde verdienen müssen und daß Städte und ferne Länder in ihm nicht mehr den Caesar, den Herrscher des Erdkreises, sondern den Sänger verehren würden, wie die Menschheit noch keinen gesehen hatte.

So wurde er hin und her geschleudert, raste, spielte, sang, änderte seine Entschlüsse, führte Zitate an, wandelte sein Leben und die Welt zu einem kindischen, phantastischen und zugleich fürchterlichen Traum um, zu einem ruhelosen Jagen nach bombastischen Ausdrücken, schlechten Versen, Seufzern, Tränen und Blut. Inzwischen aber dehnte sich das Unwetter im Westen aus und wurde von Tag zu Tag drohender. Das Maß war übervoll, die Possenreißerkomödie näherte sich augenscheinlich ihrem Ende.

Als ihm die Nachricht zu Ohren kam, Galba und Spanien hätten sich dem Aufstande angeschlossen, verfiel er in Raserei und Wut. Er zerschlug Becher, stieß bei einem Gastmahle den Tisch um und gab Befehle, die weder Helios noch Tigellinus auszuführen wagten. Alle in Rom wohnenden Gallier zu töten, dann die Stadt ein zweites Mal zu verbrennen, die wilden Tiere aus den Arenen loszulassen und die Hauptstadt nach Alexandrien zu verlegen, erschien ihm als große, bewundernswerte, leicht auszuführende Tat. Aber schon waren die Tage seiner Allmacht gezählt, und selbst die Teilnehmer an seinen früheren Schandtaten begannen ihn für verrückt zu halten.

Vindex' Tod und die Zuchtlosigkeit unter den aufrührerischen Legionen schienen jedoch noch einmal die Verhältnisse zu seinen Gunsten umgestalten zu wollen. Schon gab es in Rom neue Feste und neue Triumphe, schon wurden neue Todesurteile gefällt, als eines Nachts aus dem Lager der Prätorianer ein Eilbote auf schäumendem Pferde angesprengt kam, mit der Meldung, daß in der Stadt selbst die Truppen das Zeichen der Empörung aufgepflanzt und Galba zum Caesar ausgerufen hätten.[335]

Der Caesar schlief, als der Bote eintraf. Als er erwachte, rief er vergebens nach den Soldaten, die des Nachts den Eingang zu seinen Gemächern zu bewachen hatten. Der ganze Palast stand schon leer. Nur die Sklaven rafften noch in den abgelegeneren Flügeln zusammen, was sich in der Eile mitnehmen ließ. Aber Neros Anblick jagte sie in die Flucht, und so irrte er allein durch das weite Gebäude, und stieß verzweifelte Angstrufe aus.

Endlich kamen ihm seine Freigelassenen Phaon, Spirus und Epaphroditus zu Hilfe. Sie rieten ihm zu fliehen und erklärten, es sei keine Zeit zu verlieren. Er war jedoch noch in Selbsttäuschungen befangen. Wenn er, in Trauerkleider gehüllt, zum Senate spräche, würde dieser seinen Tränen und seiner Beredsamkeit widerstehen können? Wenn er die ganze Kunst der Rhetorik, seine ganze Beredsamkeit, sein schauspielerisches Geschick aufböte, wer in der Welt könnte ihm dann widerstehen? Würde man ihm dann nicht wenigstens die Statthalterschaft über Ägypten geben?

Die Freigelassenen, an das Schmeicheln gewöhnt, wagten noch nicht, ihm direkt zu widersprechen, sondern erklärten ihm nur, das Volk werde ihn in Stücke reißen, noch ehe er bis zum Forum gelange, und drohten, ihn ebenfalls zu verlassen, wenn er sich nicht augenblicklich auf ein Pferd setze.

Phaon erbot sich, ihn in seiner vor dem Nomentanischen Tore gelegenen Villa zu verbergen. Binnen kurzem saßen sie zu Pferde, verhüllten ihre Gesichter mit Mänteln und sprengten auf das Tor zu. Der Morgen graute beinahe. Auf den Straßen herrschte jedoch noch reges Leben, das dem Außergewöhnlichen dieses Augenblicks entsprach. Soldaten durchzogen teils einzeln, teils in kleineren Abteilungen die Stadt. Nicht weit vom Lager scheute das Pferd des Caesars plötzlich vor einer Leiche. Der Mantel fiel dem Reiter vom Kopfe, ein Soldat, der sich in demselben Augenblicke an ihn herandrängte, erkannte den Herrscher, erwies ihm aber, über die unerwartete Begegnung verwirrt, die militärische[336] Ehrenbezeugung. Während sie um das Lager der Prätorianer herumritten, hörten sie donnerndes Jubelgeschrei zu Ehren Galbas. Nun erkannte Nero endlich, daß seine Todesstunde nahe sei. Schrecken und Gewissensbisse packten ihn. Er erklärte, er sehe nur Dunkelheit in Gestalt einer schwarzen Wolke vor sich, und aus dieser Wolke blickten Gesichter hervor, in denen er seine Mutter, seine Gattin und seinen Bruder erkannte. Die Zähne klapperten ihm vor Angst, und doch fand seine Komödiantenseele noch eine Art Reiz in den Schrecknissen des Augenblicks. Allmächtiger Herr der Welt zu sein und alles zu verlieren, erschien ihm als Vorwurf zu einer Tragödie. Sich selbst getreu, spielte er in dieser die Hauptrolle bis zu Ende. Es ergriff ihn ein wahres Zitatenfieber und der leidenschaftliche Wunsch, seine Begleiter möchten seine Verse für die Nachwelt aufbewahren. Zuweilen erklärte er, sterben zu wollen, und rief nach Spiculus, der sich am besten von allen Gladiatoren auf das Töten verstand. Dann deklamierte er wieder: »Mutter, Weib und Vater wünschen meinen Tod.« Doch auch die Hoffnung auf Rettung flammte von Zeit zu Zeit in ihm auf, so eitel und kindisch sie auch war.

Das Nomentanische Tor stand offen. Sie ritten weiter und kamen am Ostrianum vorüber, wo Petrus einst gepredigt und getauft hatte. Bei Tagesanbruch waren sie in der Villa Phaons.

Hier verhehlten die Freigelassenen dem Caesar nicht länger, daß er sterben müsse. Er gab daher Befehl, ein Grab für ihn zu graben, und legte sich auf die Erde, damit sie genau Maß nehmen könnten. Aber der Anblick der aufgeworfenen Erde erfüllte ihn mit Schrecken. Sein aufgedunsenes Gesicht wurde weiß, und auf der Stirn stand ihm kalter Schweiß wie der Morgentau. Er begann zu zögern. Mit zitternder, theatralischer Stimme erklärte er, seine Stunde sei noch nicht gekommen, dann begann er von neuem zu zitieren. Zum Schlusse bat er, seinen Körper zu verbrennen.[337] »Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde!« wiederholte er mehrmals in tiefem Staunen.

Inzwischen war ein Bote Phaons mit der Meldung angelangt, der Senat habe schon sein Urteil gefällt, daß der »Parricida« nach dem alten Herkommen bestraft werden solle.

»Worin besteht dieses alte Herkommen?« fragte Nero mit bleichen Lippen.

»Man wird dir den Hals in eine Gabel stecken und dich zu Tode peitschen, die Leiche aber in den Tiber werfen!« entgegnete Epaphroditos rauh.

Nero schlug den Mantel zurück.

»Jetzt ist es also Zeit!« sagte er, zum Himmel emporblickend.

Und noch einmal wiederholte er: »Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde!«

In diesem Augenblick ließ sich der Hufschlag von Pferden hören. Es war ein Centurio an der Spitze von Soldaten, der den Kopf des Rotbarts holen sollte.

»Beeile dich!« riefen die Freigelassenen.

Nero setzte einen Dolch an seine Kehle, stieß aber nur mit zitternder Hand zu. Es war klar, daß er es nie wagen würde, die Spitze hineinzustoßen. Epaphroditos schlug ihm plötzlich auf die Hand, und der Dolch drang bis zum Hefte ein. Nero traten die Augen aus den Höhlen, fürchterlich, entsetzlich, grauenhaft anzusehen.

»Ich bringe dir das Leben!« rief der eintretende Centurio.

»Zu spät,« erwiderte Nero heiser.

Dann fügte er hinzu: »Das nennt man Treue!«

Im nächsten Augenblicke trat der Todeskampf ein. Das Blut schoß aus dem plumpen Halse in dunklem Strome auf die Blumen des Gartens. Seine Füße zuckten noch ein paarmal – dann war er tot.

Am nächsten Morgen hüllte die treue Akte den Leichnam in kostbare Stoffe und ließ ihn auf einem von Wohlgerüchen duftenden Scheiterhaufen verbrennen.


*
[338]

Und so brauste Nero vorüber, wie Orkane, Gewitterstürme, Feuer, Krieg oder Pest vorübergehen, aber die Basilika des heiligen Petrus beherrscht bis zum heutigen Tage von den Vatikanischen Höhen herab die Stadt und die Welt.

In der Nähe der früheren Porta Capena erhebt sich noch heute eine kleine Kapelle mit der halbverwitterten Inschrift: »Quo vadis, Domine?«


Ende.

1

Bei Suetonius heißt es (Nero, Kap. 45): Adscriptum est columnis etiam: Gallos eum cantando excitasse. Es ist dies ein unübersetzbares Wortspiel mit den beiden Bedeutungen von gallus: Hahn und Gallier.

Quelle:
Sienkiewicz, Henryk: Quo vadis? Zwei Bände, Leipzig [o.J.], Band 2, S. 331-339.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Quo vadis
Quo vadis?: Eine Erzählung aus der Zeit Neros
Quo vadis?: Vollständige Ausgabe
Quo vadis?: Roman
Brockhaus Literaturcomics Quo vadis?: Weltliteratur im Comic-Format
Quo vadis?

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Nachkommenschaften

Nachkommenschaften

Stifters späte Erzählung ist stark autobiografisch geprägt. Anhand der Geschichte des jungen Malers Roderer, der in seiner fanatischen Arbeitswut sich vom Leben abwendet und erst durch die Liebe zu Susanna zu einem befriedigenden Dasein findet, parodiert Stifter seinen eigenen Umgang mit dem problematischen Verhältnis von Kunst und bürgerlicher Existenz. Ein heiterer, gelassener Text eines altersweisen Erzählers.

52 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon