12. Szene.

[49] Ein Alter. Doktor Faust.


ALTER. Hilfe! Barmherzigkeit!

DOKTOR FAUST. Was ist dir, guter Alter?

ALTER. Mein Sohn schmachtet im Kerker. Ich flehe um seine Freiheit.

DOKTOR FAUST. Im Kerker? Wofür?

ALTER. Wild wuchs ex auf, mit starken, stürmenden Leidenschaften. Ach! er ist mein einziger Sohn!

DOKTOR FAUST. Dein einziger?

ALTER. Einst in der Wut eifersüchtigen Argwohns – zielt er auf seinen Nebenbuhler und verwundet ihn.

DOKTOR FAUST. Der Bösewicht!

ALTER. Sechs Jahre büßt er im Kerker. Er ist der einzige Trost meines Alters. Seine Befreiung oder den Tod!

DOKTOR FAUST. Dir, dir allein verdank' er seine Befreiung, bilde ihn zur Tugend! Geh! Im Vorzimmer wird er an deinen Busen sinken.

ALTER. O mein Sohn! Ab.[49]


Quelle:
Soden, Julius von: Doktor Faust. Neustadt a.d. Aisch 1931, S. 49-50.
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