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2. Szene.

[75] Ithuriel. Doktor Faust.

ITHURIEL. Am Busen der Natur!

DOKTOR FAUST niederfallend. Ithuriel! Ich glaubte dich auf ewig von mir gewichen.

ITHURIEL. Dein Herz verscheucht mich; dein Herz ruft mich. Faust, noch ist Rettung und Ruhe vorhanden.

DOKTOR FAUST. Wo ist sie, daß ich fliege –

ITHURIEL. Dir nahe. Kehre zurück in die ländliche Einsamkeit! Zurück zu den großen Szenen der Schöpfung! Der Schatten des Hains, der Duft der Blumen, der reine, freie, unentweihte Aether, alles atmet dort Frieden, Tugend und Ruhe.

DOKTOR FAUST. Damit denkst du den Sturm dieses Busens zu beschwören?

ITHURIEL. Damit!

DOKTOR FAUST. Damit dies Herz auszufüllen, dem das Universum zu eng ist?

ITHURIEL. Damit! Ruhe wogt nicht im Ozeane; eine kleine friedliche Insel beherbergt sie. Ein Strohdach, groß genug zwei Liebende zu schützen. Weisheit ist ihre Tochter. Und Weisheit ist nicht Forschen, nicht ewiges Rücken an den Rädern der Schöpfung, nicht rastloses Streben nach Glanz. Genügsamkeit, stiller, anspruchloser Fleiß im Leisten seiner Pflichten. Das ist Weisheit! Das ist Ruhm! Faust, du bist nahe am[75] Ziel. Kehre zurück, zurück in die väterliche Hütte! Offen sind die Arme deiner guten Eltern.

DOKTOR FAUST. Ha, Gold hat sie vergiftet.

ITHURIEL. Du irrst! Sie trauern um dich.

DOKTOR FAUST. Wär's möglich?

ITHURIEL. Zurück in die Arme der holden Braut!

DOKTOR FAUST. Umsonst! Sie ward mir untreu.

ITHURIEL. Satans Täuschung! Sie liebt dich rein und innig. Jede Morgenröte spiegelt sich in den Tränen ihrer Sehnsucht.

DOKTOR FAUST. O Elise, Entsetzen! Und ich verließ dich? Wie, es wäre noch Rettung?

ITHURIEL. Noch!

DOKTOR FAUST. So laß uns fliegen!

ITHURIEL. Wohl, denn auch zum Verderben fliegt die Zeit. Aber bedenk's, hast du den Sinn verloren für die Freuden der Natur, ruft sie deine irrende Seele nicht zurück, o dann ist dein Schutzgeist auf ewig von dir gewichen. Verschwindet.

DOKTOR FAUST. Engel des Himmels, sorge nicht!