An Ida

[117] Lausch' ich meiner Ida Himmels Tönen,

Zaubert mich die rege Phantasie

In das Götterland des ewig Schönen,

Das ihr diesen Himmels-Wohllaut lieh,


Der jetzt sanft auf Silberwogen wallend

Zu der Freude Rosentempel schwebt,

Dann im leisen Sphärenton verhallend,

Das Gemüth dem Irrdischen enthebt;


Der in zarten süssen Sympathieen,

Wie sie eine schöne Seele fühlt,

Uns elysisch reine Harmonieen

In das Herz mit Himmelstönen spielt!


Zu des Lebens rosenvollen Tagen

Führt sie das bewegte Herz zurück,

Ihm ertönen Orpheus süsse Klagen,

Psyche feiert das entflohne Glück.


Dieser Töne sanfte Melodieen

Singen unsres Busens Echo wach;

Der Entzückung Aetherbilder fliehen

Diesen tiefempfundnen Tönen nach.
[118]

Von des Wohllauts Zauber fortgezogen,

Der allmächtig jeden Gram beschwor,

Schweb' ich auf der Hoffnung goldnen Wogen

Selig zu Elysium empor!

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 117-119.
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