Das Veilchen

[179] Einsam entblühst du, Veilchen, der Erde grünlockigem Schoosse,

Dein ätherischer Hauch würzet verborgen die Luft.

Frei, in der holden Natur, vom Gärtner nicht künstlich gepfleget,

Ihr an göttlicher Brust, blühet bescheiden dein Kelch!

Freiheit, Tochter des Himmels! entfesselt von goldenen Ketten,

Rauscht harmonisch dein Flug, kühn wie der Adler daher!

Frei, wie das Veilchen, verlebt der Weise die schwindenden Tage;

Nur von den Göttern erschaut, wird seiner Thaten Gewinn.

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 179-180.
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