Meinem Freunde Zeller

[200] Als ich die heilige Cäcilia gesehen, die er nach dem Auftrage der Grossherzogin von Hessen gemalt hatte


Welche Gottheit trug zum Ruhm – umstralten

Tempel, Dich, o Freund, so hold empor?

Welche himmlische Gebilde, schwebten

Ueberirrdisch Deinem Geiste vor;


Als Du tauchtest, um dies Bild zu malen,

In das Farbenbad der Phantasie,

Und die jüngste Charis Deinem Pinsel

Ihre zaubervolle Anmuth lieh?


O Dich führte zu der Aetherquelle

Aechter Künstler selbst Apollons Hand!

Die Begeist'rung war's, die diese Anmuth,

Dieses Ideal der Hoheit fand!


Sie entführte dich dem Nebelthale,

Und Dein wonnetrunknes Auge sah

Unter Palmenschatten selig wandeln,

Diese heilige Cäcilia!


Und Dein Genius stahl ihre Züge,

Sanft umstralt vom ew'gen Sonnenlicht,

Diesen Blick nach Oben, der zum Herzen

Wie ein Ton aus bessern Welten spricht;
[201]

Er verklärte Deine schönsten Träume

Mit der Iris sanftem Farbenspiel,

Und Du maltest, was Du dort gesehen,

Mit des Dichters glühendem Gefühl;


Und dahin gehaucht ward dieser Engel,

Den die Kindlichkeit so hold verschönt!

Diese Rechte, die den Palmenstengel

Zart umfasst, der Ueberwinder krönt!


Und sie weilte vor dem Wiederscheine

Ihres Bildes, das Dein Auge sah',

Als Du dieses Götterbild geschaffen,

Sie, die himmlische Cäcilia!


Diese Huld verklärte ihre Blicke,

Als sie Voglers einz'ges Spiel berührt;

Die Vergött'rung weihte seine Saiten,

Deren Ton den Geist zum Himmel führt!


Selig, wer zu solchen Idealen

Von dem Tand der Erde sich erhebt;

Selig, wer in selbstgeschaff'nen Räumen

Ruhmvoll für den Preiss der Nachwelt lebt!


Dir, o Zeller! lächelte Apollo,

Und die Musen kränzten freundlich Dich;

Nimm dies Blümchen, das Dir Freundschaft weihet,

Nimm es freundlich auf und denk' an mich! –

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 200-202.
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