Johannis.

[156] In den meisten sächsischen Dörfern und Städten flicht man in der Johannisnacht Kronen von Laub und Blumen, verziert sie mit Bändern und Tüchern und hängt sie am Johannismorgen vor die Häuser; und man sagt, in das Haus, vor welchem keine Johanniskrone hängt, kehrt das ganze Jahr kein Glück ein. – In den engeren Straßen von Halle, besonders in den Vorstädten, werden die Kronen an Schnüren quer über die Straße gehängt: die Kinder tanzen darunter, sperren den Vorübergehenden durch Blumengewinde oder Bänder den Weg und erhalten von ihnen ein kleines Geldgeschenk. In Leipzig trägt man Johanniskronen auf die Gräber. Am Johannisabend ist in den meisten Dörfern Musik und Tanz, in vielen auch Illumination. – Vom Johannisthau glaubt man daß er Kräuter und Blumen heilkräftig mache und gebraucht die Johanniskronen während des Jahres bei Krankheiten zu Thee.

In einzelnen Gegenden umbindet man in der Johannisnacht die Bäume mit Strohseilen und meint[156] daß dann das Obst, welches sie tragen, nicht unreif abfallen könne.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 156-157.
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Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen
Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1845: Mit Sagen aus Halle