58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach.

[66] Mündlich aus Helfta.


Bei dem Dorfe Rothenschirmbach unfern Eisleben liegt ein Berg, welcher die Pfanne heißt. Zu dem Berge kamen alle Jahre in der Mariennacht drei Venetianer und sprachen ein bestimmtes Wort. Da that sich der Berg auf, und man sah unermeßliche Schätze darin brennen; und sie nahmen so viel sie wollten: dann sprachen sie das Wort noch einmal,[66] und der Berg schloß sich wieder. Ein Bauer war einst auf eine Eiche dicht am Berge geklettert, um sich einen Stecken abzuschneiden, als die drei Kucksgänger kamen. Er sah und hörte Alles und merkte sich das Wort wohl; und im folgenden Jahre ging er in der Mariennacht zur Pfanne, sprach es aus, und auch vor ihm that sie sich auf: er nahm von den Schätzen und kehrte mehrere Jahre hindurch wieder, bis die Venetianer ihn einst ertappten. Da schwur er, weil sie ihn zu tödten drohten, daß er noch keinem Menschen das Wort verrathen habe, es keinem je verrathen werde und auch selbst es nie wieder aussprechen wolle. So kennen denn die Bauern der Umgegend auch jetzt das Wort noch nicht und bleiben arm, während die Kucksgänger von den Schätzen der Pfanne alle Jahre reicher werden.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 66-67.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen
Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1845: Mit Sagen aus Halle