70. Sankt Georg.

[80] Mündlich aus Mansfeld.


Eh es Grafen von Mansfeld gab, hauste ein Ritter Namens Georg auf dem mansfelder Schlosse. Einen Berg vor der Stadt aber (auf der Seite nach Eisleben zu), der noch heute der Lindberg heißt, hatte sich ein Lindwurm zur Wohnstatt gewählt, und diesem mußten die Bewohner von Mansfeld jeden Tag ein Mädchen als Zoll geben, damit er sie leben ließ. In dem kleinen Städtchen war bald keine Jungfrau mehr zu finden, und nun forderte der Wurm die[80] Tochter des Ritters. Da zog der Ritter selbst am folgenden Morgen gegen den Drachen, erlegte ihn und befreite die Stadt; und er hieß seitdem nicht mehr Georg, sondern Sankt Georg, und zum Andenken wurde sein Bild, wie er den Drachen tödtet, über der Kirchthür zu Mansfeld in Stein gehauen und ist noch jetzt zu sehen.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 80-81.
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