Zweiunddreißigstes Capitel.

[363] Die beiden Brüder von Zehren saßen am nächsten Vormittage seit einer Stunde mit dem Schwager Commerzienrath in der Conferenz, welche der Zweck dieser Familien-Zusammenkunft war. Es mußte dabei sehr lebhaft zugehen. Das Conferenz-Zimmer lag gerade über meinem Bureau, und obgleich das Haus gut massiv gebaut war, hatte ich doch schon ein paar Mal des Commerzienraths helle Stimme gehört. Ich empfand eine gewisse Unruhe, als ob es sich da über mir um mein specielles Wohl und Wehe handle. War ich doch durch die sonderbarste Verknüpfung der Umstände seit Jahr und Tag in den Kreis dieser Familie wie gebannt! Hatte ich doch an den wichtigsten Ereignissen thätigsten Antheil genommen, als Freund, als Vertrauter; war mein eigenes Schicksal doch durch diese Ereignisse, durch mein Verhältniß zu dem einen und dem anderen Mitgliede der Familie ganz wesentlich bestimmt worden! Wenn Arthur an jenem Morgen nicht hätte an dem Austernschmause auf dem »Pinguin« teilnehmen wollen – wenn ich am Abend nach der Scene mit meinem Vater nicht den Wilden beim Schmied Pinnow getroffen hätte, wenn –

»Wir möchten einmal zu den Herren oben kommen,« sagte der Wachtmeister Süßmilch, indem er den grauen Lockenkopf zur Thür hineinsteckte.

»Also doch!« sagte ich, indem ich nicht ohne Herzklopfen die Feder aus der Hand legte.

»Also was?« fragte der Wachtmeister, indem er ganz herein kam und die Thür hinter sich in's Schloß drückte.

»Ich hatte gedacht, man werde mich nicht brauchen,« sagte ich, indem ich mit einem Seufzer von meinem Drehsessel herunterstieg.

»Wozu?« fragte der Veteran, seinen Schnurrbart streichend und mich halb zornig anblickend.

»Das ist eine lange Geschichte,« erwiederte ich ausweichend, während ich vor der großen Tintenflasche auf dem Schreibtische, die mein Bild etwas stark verzerrt zurückwarf, mein Halstuch in Ordnung brachte.

»Die man einem alten Bären mit sieben Sinnen nicht zu erzählen braucht, wasmaßen er doch nichts davon verstehen würde,« antwortete der Wachtmeister etwas empfindlich.[364]

»Ich erzähle es Ihnen später wohl einmal,« sagte ich.

In diesem Augenblicke wurden oben zwei Stimmen gleichzeitig so laut und zwei Stühle wurden gleichzeitig so heftig fortgerückt, daß der Wachtmeister und ich uns mit einem vielsagenden Blicke ansahen. Der Wachtmeister trat auf mich zu und sagte in hohlem Tone vertraulich:

»Schmeißen Sie die beiden Kerls die Treppe hinunter und ich will sie, wenn sie hier unten ankommen, vollends zur Thür und zum Hause hinauswerfen.«

»Wir wollen sehen,« sagte ich, indem ich lächelnd dem alten Cerberus, der die letzten Worte aus tiefster Brust heraufgegrollt hatte, die Hand drückte.

Als ich oben die Thür öffnete, bot sich meinen Blicken ein Schauspiel eigener Art. Von den drei Herren saß nur noch der Director an dem runden, mit Papieren aller Art bedeckten Tisch. Der Commerzienrath stand, eine Hand auf die Lehne des Stuhles gelegt und mit der andern heftig gegen den Steuerrath gesticulirend, der, wie Jemand, welcher gern zum Worte kommen möchte und den der Widersacher nicht zum Worte kommen läßt, im Zimmer umherlief, stehen blieb, die Hand erhob, zu sprechen versuchte, mit den Achseln zuckte und wieder umherlief. Auf mein Eintreten schien Niemand zu achten als der Director, welcher mich zu sich winkte und dann den Commerzienrath auf mein Erscheinen mit Wort und Geberde aufmerksam machte. Der aber ließ sich in seinem Redeflusse nicht stören.

»Und darum,« rief er, »soll ich achtzehn Jahre lang meine Kapitalien haben ausstehen lassen, ohne einen Groschen Zinsen zu sehen, damit mir hernach solche Chicanen gemacht werden? Sie sind ein Ehrenmann, Herr Director, ein Ehrenmann, sage ich, und Sie haben sich in der ganzen Angelegenheit von Anfang an bis jetzt so nobel als möglich benommen, aber der Herr da« – und er deutete mit seinem plumpen Zeigefinger so eifrig auf den Steuerrath, als ob die geringste Möglichkeit einer Verwechselung vorhanden gewesen wäre – »dieser, Ihr Herr Bruder und mein Herr Schwager, scheint eine ganz eigene Ansicht von Geschäftsangelegenheiten zu haben. O ja, das glaube ich, das würde auch mir passen, sich ein und dieselbe Waare zwei- oder dreimal bezahlen zu lassen, nur daß wir gewisse Paragraphen im Landrecht haben –«[365]

»Herr Schwager!« fuhr der Steuerrath auf, indem er ein paar Schritte gegen den Commerzienrath machte und drohend die Hand erhob.

Dieser sprang mit großer Behendigkeit hinter seinen Stuhl und schrie:

»Glauben Sie, Sie können mir bange machen? Ich stehe unter dem Schutze des Gesetzes –«

»Schreien Sie nicht so, Herr Commerzienrath,« sagte ich, meine Hand auf die rechte Schulter des Aufgeregten legend und ihn in seinen Stuhl herunterdrückend.

Ich hatte gesehen, daß des Directors bleiche Wangen mit jedem Worte des Wüthenden sich röther und röther gefärbt hatten und der Leidenszug um seine Augen stärker und stärker hervorgetreten war.

Der Commerzienrath rieb sich die Schulter, blickte mich höchlichst verwundert an und schwieg, wie ein schreiendes Kind, wenn ihm etwas ganz Außergewöhnliches passirt, plötzlich stille wird.

Der Director lächelte und sagte, die eingetretene Pause benutzend:

»Ich habe unseren jungen Freund hier bitten lassen, heraufzukommen, weil ich in der That nicht wüßte, wie die Frage, um die es sich augenblicklich handelt, schneller und besser entschieden werden könnte, denn Niemand vermag uns über die gewünschten Punkte so sichere Auskunft zu geben als er. Wir wünschen nämlich zu wissen, Georg, welcher Art die Einrichtung in dem Herrenhause auf Zehrendorf gewesen ist, das Ameublement, das Silberzeug und so weiter; sodann möchten wir eine Schilderung des Zustandes der Wirthschaftsgebäude und eine möglichst genaue Angabe des Inventariums, des lebenden und todten, wenn Sie uns darüber Auskunft geben können. Glauben Sie es zu können?«

»Ich will es versuchen,« sagte ich und berichtete, was ich wußte.

Während ich sprach, waren die kleinen, grauen Aeuglein des Commerzienraths unverwandt auf mich gerichtet, und ich bemerkte, daß sich sein verkniffenes Gesicht, je weiter ich in meiner Schilderung kam, mehr und mehr aufhellte, während das des Steuerraths in demselben Maße länger und verlegener wurde.

»Sehen Sie, Herr Schwager, daß ich Recht gehabt habe,« schrie der Commerzienrath, »daß –«[366]

»Sie wollten mir die Leitung der Verhandlungen überlassen,« sagte der Director, und dann sich zu dem Steuerrath wendend; »Es scheint, Arthur, daß die Angaben Georgs mit dem Inventar, das der Herr Commerzienrath drei Jahre vorher aufgenommen hat, bis auf ganz geringe Abweichungen, die der Unterschied der Jahre vollkommen erklärt, übereinstimmen –«

»Und also,« schrie der Commerzienrath, »die Summe, welche ich Ihrem verstorbenen Bruder darauf geliehen habe, schwerlich zu gering gewesen. Wie der Herr Schwager uns also den Nachweis schuldig geblieben ist, daß jene Summe, die ihm im Jahre 1818 von dem Verstorbenen durch meine Hände ausgezahlt wurde, nicht das Abfindungsgeld gewesen sei, so wird er sich auch wohl darein finden müssen, daß ich schon bei Lebzeiten des Herrn Bruders der rechtliche Besitzer von Zehrendorf gewesen bin und seine Erbansprüche also illusorisch sind, vollkommen illusorisch –«

Und der Commerzienrath lehnte sich in seinen Stuhl zurück, kniff die Augen ein und rieb sich vergnügt die Hände.

»Ich dächte,« begann der Steuerrath ärgerlich, »diese Dinge wären nicht eben geeignet, in Gegen wart eines Dritten –«

Ich erhob mich mit einem Blick nach dem Director.

»Bitte um Entschuldigung, lieber Arthur,« sagte der Director, »Du hast Deine Zustimmung gegeben, ja schließlich selbst gewünscht, daß wir unseren jungen Freund hier zu unseren Verhandlungen hinzuzögen; es war vorauszusehen, daß in seiner Gegenwart Manches –«

»Zur Sprache kommen würde, was dem Herrn Steuerrath nicht besonders angenehm ist« – sagte der Commerzienrath, mit einem boshaften Lächeln in seinen Papieren blätternd.

»Ich muß Sie bitten, Herr Schwager,« sagte der Director –

»Und ich muß noch außerdem bitten,« rief der Steuerrath, »daß diese Verhandlungen in einem geziemenderen Tone geführt werden. Wenn ich mein Wort als Edelmann gebe, daß mein verstorbener Bruder mich in der allerletzten Zeit mehr als einmal versichert hat, er habe nur einen kleinen, ja den kleinsten Theil des Zehrendorfer Forstes –«

»So,« schrie der Commerzienrath; »schaust du da heraus? Erst war es das Haus, dann war es das Inventar, jetzt ist es der Forst – hier ist die Verschreibung.«[367]

»Bitte,« sagte der Steuerrath, das Papier, welches ihm der Commerzienrath über den Tisch entgegenstreckte, mit dem Rücken der Hand zurückschiebend, »ich habe davon bereits Notiz genommen. Diese Verschreibung ist mindestens nicht unanfechtbar.«

»Es ist die Handschrift unseres Bruders,« sagte der Director in vorwurfsvollem Tone.

»Aber in so allgemeinen Ausdrücken abgefaßt!« entgegnete der Steuerrath achselzuckend.

»Sollte ich mir vielleicht jeden Baum einzeln verschreiben lassen,« rief der Commerzienrath; »es ist unerhört, wie man mich hier behandelt. Ich spreche nicht von Ihnen, Herr Director, Sie sind ein Ehrenmann durch und durch – aber wenn man mir jeden Augenblick sagt, daß ich Achtung haben soll vor eines Edelmannes Wort und dann eine solche eigenhändige Verschreibung nichts mehr gelten soll, die auch eines Edelmannes Wort ist und noch dazu ein schriftliches –«

Der Commerzienrath war zur Abwechslung in einen ganz kläglichen Ton gefallen.

»Vielleicht kann auch darüber unser junger Freund wünschenswerthe Auskunft geben,« sagte der Director. »Erinnern Sie sich, Georg, aus dem Munde unseres verstorbenen Bruders einer auf den fraglichen Punkt bezüglichen Aeußerung?«

Der Steuerrath warf einen raschen, ängstlichen Blick auf mich; der Commerzienrath sah bald mich, bald den Steuerrath lauernd an, ob er ein Zeichen geheimen Einverständnisses auffangen könne; der Director hatte seine großen, klaren Augen fragend auf mich gerichtet.

»Allerdings,« erwiederte ich.

»Nun?« rief der Commerzienrath.

Ich theilte den Herren die Aeußerungen mit, welche der Wilde, als er mich an dem Morgen des letzten Tages vor seinem Tode auf meinem Zimmer besuchte, gethan hatte, daß von dem ganzen majestätischen Forst ihm nichts mehr gehöre, nicht so viel, sich einen Sarg daraus zimmern zu lassen.

Meine Stimme zitterte, als ich diese Mittheilungen machte. Jener Morgen, als der schöne Park in prächtigem Sonnenscheine heraufgrüßte – zum letzten Male; das Bild des seltsamen Mannes, der sich gänzlich verloren wußte und diesem Bewußtsein in so leidenschaftlicher Weise Ausdruck gab; seine Haltung, seine Worte, der Ton seiner Stimme – das Alles[368] überkam mich mit unwiderstehlicher Gewalt; ich mußte mich abwenden, die Thränen nicht sehen zu lassen, die aus meinen Augen drangen.

»Die Sache würde für mich entschieden sein, wenn sie es nicht bereits gewesen wäre,« sagte der Director, indem er sich erhob und auf mich zutrat.

»Für mich ebenfalls!« rief der Commerzienrath, mit einem triumphirenden Blicke nach dem Steuerrath.

»Für mich nicht,« sagte der Steuerrath; »wie geneigt ich bin, in die Wahrhaftigkeit oder, genauer gesprochen, in das gute Gedächtniß unseres jungen Freundes hier das vollste Vertrauen zu setzen; seine Reminiscenzen weichen von dem, was ich aus dem Munde meines Bruders weiß, zu weit ab, als daß ich meine früheren Behauptungen zurücknehmen wollte oder könnte. Es thut mir leid, daß ich so hartnäckig sein muß, aber ich muß es eben. Ich bin es mir, ich bin es den Meinen schuldig. Die letzten achtzehn Jahre meine Lebens sind eine Kette von Opfern, die ich unserem ältesten Bruder gebracht habe. Noch wenige Tage vor seinem tragischen Ende hat er in den flehentlichsten Ausdrücken meine Hilfe für eine bedeutende Summe in Anspruch genommen; ich bin in der ganzen Stadt umhergelaufen, sie ihm zu schaffen; ich war auch bei Ihnen, Herr Schwager, wie Sie sich erinnern werden; Sie wiesen mich – mit nebenbei nicht sehr feinen Worten – ab; ich schrieb meinem unglücklichen Bruder: ich würde ihm helfen, aber er müsse warten; ich beschwor ihn, von verzweifelten Entschlüssen abzustehen. Er hat nicht gehört. Wäre dieser Brief nicht verloren gegangen –«

»Sie bedürfen meiner wohl nicht mehr, Herr Director,« sagte ich, verließ, ohne Antwort abzuwarten, das Zimmer und langte in meinem Bureau in einer Aufregung an, über die ich jetzt – nach so vielen Jahren – schmerzlich lächle. Was war mir denn Großes begegnet? Es hatte Jemand, während es sich um wichtige Dinge handelte, frech gelogen! Ich habe mich später überzeugt, daß die Sache nicht so selten ist, daß die Lüge in geschäftlichen Dingen gewissermaßen einen Freibrief hat – aber ich war damals noch sehr jung, sehr unerfahren und ich darf wohl sagen: unschuldig, oder meine Empfindung in diesem Augenblicke hätte nicht eine so gewaltsame sein können. Ich stand da vor einem Abscheulichen, Unfaßbaren. Ja, ich konnte es nicht fassen, mir war, als ob[369] die Welt im Begriffe sei, aus ihren Angeln zu fallen. Schon einmal war mir etwas Aehnliches begegnet, als ich Konstanzens Flucht erfuhr, und daß sie mich belogen und betrogen; aber da war in meinen Augen doch noch eine Art von Entschuldigung gewesen: die Leidenschaft der Liebe, die ich begreifen konnte. Dies hier begriff ich nicht; ich begriff nicht, daß man um ein elender paar hundert oder tausend Thaler willen einen Todten verleumden, die Mitlebenden hintergehen, sich selbst in den Schmutz werfen könne. Aber eines ist mir in jenem Augenblicke klar geworden und ich habe mein Lebenlang an der Ueberzeugung festgehalten, daß die Wahrheit viel mehr ist als eine Form, neben der auch noch eine andere Platz hätte, daß sie im Gegentheile die Basis und die Bedingung des Menschendaseins ist, wie der Natur; daß jede Lüge diese Basis erschüttert und aufhebt, so weit die Wirkung der Lüge reicht. Später freilich habe ich eingesehen, daß diese Wirkung eben nicht weit reicht, daß, wie das Wasser in die Horizontale strebt, so die moralische Welt fortwährend danach ringt, die Wahrheit aufrecht zu erhalten und die verderbliche Wirkung der Lüge auszugleichen.

Aber an jenem Morgen kam dieser tröstliche Gedanke nicht, den Sturm, der in meiner Brust entfesselt war, mit mildem Oel zu sänftigen. Lügner, abscheulicher, ekelhafter Lügner, murmelte ich wieder und immer wieder; du wärest werth, daß ich dich an den Pranger stellte, daß ich hinginge und sagte, was in dem letzten Briefe, den du an deinen Bruder schriebst, gestanden, und was aus dem Briefe geworden ist.

Ich glaube, hätte dieser Zustand noch länger gedauert, ich würde dem Verlangen, die Wahrheit an ihrem Verräther zu rächen, nicht haben widerstehen können, wie sehr es auch gegen meine Natur war, das Henkeramt auszuüben. Da aber hörte ich die Herren die Treppe herabsteigen; im nächsten Moment trat der Director in das Bureau. So geröthet vorhin seine Wangen gewesen waren, so bleich waren dieselben jetzt; seine Augen waren halb gebrochen, wie Jemandes, der eben eine sehr schmerzliche Operation durchgemacht hat; er wankte nur eben nach einem Stuhle, in den er sich fallen ließ, während ich herbeieilte, ihn zu stützen.

Nach einer Minute drückte er mir die Hand, richtete sich auf und sagte lächelnd: »Ich danke Ihnen, es ist wieder gut, verzeihen Sie diese Schwäche, aber es hat mich mehr mitgenommen,[370] als ich dachte. So ein Streit um Mein und Dein ist doch das Widerwärtigste von der Welt, auch wenn man nur aus der Ferne zusieht, geschweige denn, wenn Einem der aufgewühlte Staub so gerade in's Gesicht geworfen wird. Nun, die Sache ist zu Ende; ich hatte schon vorher einen Vergleich aufgesetzt, man hat sich bequemt, denselben zu unterschreiben. Mein Bruder hat gegen eine allerdings sehr mäßige Entschädigung seine Ansprüche aufgegeben, die durch Ihre Aussagen den letzten Rest von Credit bei mir verloren hatten. Er sagt, daß er ein Bettler sei, ach! und er ist keiner von den wahren, die mit den Königen rangiren!«

Der bleiche Mann lächelte bitter und fuhr dann leise, wie mit sich selbst redend, fort:

»So ist der letzte Rest des Erbes unserer Väter aus unseren Händen genommen! Die alte Zeit ist vorüber, sie hat lange genug gedauert, zu lange! Um den Wald thut es mir leid, man sieht die Bäume nicht gern fallen, durch deren Kronen der erste Morgensonnenstrahl unsere Kinderaugen grüßte, unter deren Laubdach wir unsere Jugendspiele spielten. Und jetzt werden sie fallen; für ihn, den neuen Herrn, sind sie nur Holz, das er zu Geld machen muß. Zu Geld! Freilich, es regiert ja die Welt, er weiß es; er weiß, daß die Reihe an ihn und seines Gleichen gekommen ist, daß sie jetzt die Ritter vom Hammer sind. Es ist das alte Spiel in etwas anderer Form. Wie lange werden sie es spielen? Ich hoffe nicht allzu lange. Dann –«

Er hob die Augen zu mir auf mit einem langen, liebevollen Blick – »dann kommen wir daran, wir, die wir begriffen haben, daß es eine Gerechtigkeit giebt, daß diese Gerechtigkeit sich nicht spotten läßt und daß wir diese Gerechtigkeit, welche die Gegenseitigkeit ist, wollen müssen aus ganzer Seele und mit ganzem Herzen. Nicht wahr, Georg?«

Quelle:
Friedrich Spielhagen: Sämtliche Werke. Band 1, Leipzig 1874, S. 363-371.
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