4. Schlittenlied

[422] Liebchen, hüll' dich in den Pelz!

Eilig laß uns gehen!

Hörst du nicht den Silberton?

Siehst du nicht die Fackel schon

Meines Schlittens wehen!


In den blanken Schlitten hier,

Wo der kleine Schütze

Vorne mit geübter Hand

Seinen Silberbogen spannt,

Trautes Liebchen, sitze!


Rüstig, Schimmel! tummle dich,

Denn er ist bestiegen!

Schüttle dein Geschirr, daß hell

Es erklingt und laß uns schnell

Durch die Straßen fliegen!


Schnatterst, Liebchen? – Nun wohlan!

Wärm' ich dich mit Küssen!

Reich' die Honiglippe mir,

Daß durchs Herz sich mir und dir

Wonneschauer gießen.


[422] Willst dich sträuben? – Hüte dich

Dort vor Venus' Sohne!

Blutig rächt der Bösewicht

Sich an Spröden! Wähne nicht,

Daß er dein verschone!


Bravo! Dieser Kuß war heiß,

Trotz dem neid'schen Schleier!

Dringt schon der ins Mark mir ein;

O wie wird einst jener sein

In der Brautnachtfeier.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 135, Stuttgart [o.J.], S. 422-424.
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