Semiramis

[213] An Hals und Knöcheln klirren güldne Spangen

die Spiegel funkeln grell vom Glanz umflossen.

Auf Teppichen drin Ambraduft gefangen


liegt ihres Leibes weißer Kelch ergossen

von dunklem Haar in losem Kranz umschlungen

die Augen wie zu schwerem Schlaf geschlossen


träumen in leichtem Rausch von eines jungen

goldblonden Griechenknaben weichen Brüsten.

Fern ist das Lied der Sklavinnen verklungen


die Lippen zucken schlaff als ob sie küßten

und draußen wo die finstern Wachen kreisen

lehnt bleich der Henker an den Marmorbüsten.


Rot tanzt die Sonne auf dem nackten Eisen.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 2, Hamburg o.J. [1954], S. 213-214.
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