[168] Sonnenaufgänge sing' ich und Sonnenuntergänge:

Aufgang und Untergang ist das Leben –

Aber einmal dämmern Tage,

Da die Nacht in graue Gräber fiel,

Ewig Sonnenleuchten über alle Welten flutet:

Einmal – und ich lausche in die Nacht,

Und mir ist, der fahle Dämmer trägt

Wie ein zitternd Ahnen fernes Pochen,

Abglanz jener tausend Morgenchöre,

Die der Welten hehrstes Fest umbrausen,

Und ich grüße aus dem Zwang der Nacht

Künftiger Zeiten junge Morgenröten.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 2, Hamburg o.J. [1954], S. 168.
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Verstreute Gedichte aus den Jahren 1902 bis 1904
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