Die gute Margarethe.

[180] Margarethe spann und spann den ganzen Tag mit angestrengtem Fleiß, um ihre kranke Mutter zu ernähren. Der reiche Nachbar und seine Frau beobachteten sie lange im Stillen und fanden das gute Mädchen immer unermüdet; da sendeten sie der Kranken gute Speisen und etwas Geld, und als sie gestorben, ließen sie Margarethen kommen und gaben ihr auch Geld, den Sarg und die Begräbnißkosten zu bezahlen. Als nun das traurige Geschäfte der Beerdigung vorüber war, nahmen sie das Mädchen zu sich in ihren Dienst, in der[180] gewissen Ueberzeugung, daß eine gute Tochter auch eine gute Magd seyn werde; und so ward das arme verlassene Mädchen in eine, nach ihrem Stande, glückliche Lage versetzt, die sie ihrer kindlichen Liebe allein verdankte.

Quelle:
Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. Nürnberg 21821, S. 180-181.
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