Tollkühnheit.

[187] Die Schüler eines Gymnasiums belustigten sich immer in der Zwischenzeit, wenn die Stunde des einen der Lehrer vorüber war, und der andere noch nicht seinen Unterricht begann, mit mancherlei Spielen auf dem freien Platze vor dem Hause. Ein Brunnen befand sich auch auf diesem Platze und unglücklicher Weise fiel es einmal einem der Knaben ein, von einem Rande des Brunnens zum andern, über die gefährliche Tiefe zu springen. Mehrere machten es ihm nach, und sogar waren sie so thöricht und unbesonnen, dieses gefährliche Spiel auch dann noch fortzusetzen, wenn der Rand des Brunnens vom Wasser benetzt, welches gefroren und so glatt und schlüpfrig geworden war. Einst sprang auch einer der Schüler auf den Rand, glitt aber aus und stürzte in die Tiefe hinab. Ein anderer, der ihn halten wollte, als er schwankte, ward, da jener weit größer war; von ihm mit hinabgezogen, und Beide verloren so schrecklich das Leben.

Quelle:
Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. Nürnberg 21821, S. 187-188.
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