Letzter Auftritt.

[346] DIE VORIGEN, NIKOLO, BEYDE POETEN, LUKREZIA UND VIRGINIA NIKOLO stutzt da er Bast erblickt.

Sackerlot! Ist der zurücke?

BAST zu Nikolo.

Schurk'! ich brech' Dir das Genicke!

Sprich, warum sind diese hier?


Auf Orpheus und Albert deutend.


DIE POETEN zu Bast.

Jupiter wir danken dir!

LUKREZIA zu Orpheus.

Ha! mein Collatin ist hier!

VIRGINIA zu Albert.

Ha! mein Appius ist hier!

VIRGINIA zu Albert.

Ha! mein Appius[346]

BAST packt den Albert an. Fort mit Euch in Eure Kammer.

TRÜBE. Halt! nimmt Albert weg. der geht Sie nichts mehr an.

BAST boßhaft lachend.

Ha! ha! ha! das wird sich zeigen.

DIE POETEN, LUKREZIA UND VIRGINIA.

Ha! ha! ha! Ihr werd't schon schweigen.

Wenn Euch Jupiter gebeut.

TRÜBE.

All Ihr Drohen ist vergebens,

Nicht um alles Glück des Lebens

Werden Sie mein Tochtermann.


Auf Albert deutend.


Diesen nehm ich dafür an.

BAST läuft wüthend umher.

Verflucht! ich berste noch vor Galle.

DIE POETEN, VIRGINIA UND LUKREZIA.

Ha! ha! der Fuchs ist in dor Falle!

Ha, ha! Herr Bräutgam ohne Braut!

Wenn werben Sie denn wohl getraut?

NIKOLO für sich.

Vortreflich! das ist wunderschön.[347]

ORPHEUS zu Clärchen.

Nun Clärchen, wie wird mir's ergehn?

CLÄRCHEN schalkhaft.

Je nun, wenn Sie nicht blos durch Geigen

Mir Ihr' Empfindung wollen zeigen,

Und hübsch vernünftig wollen seyn,

So schlag' ich herzlich gerne ein.

ORPHEUS küßt Clärchen die Hand.

O ja, das geh' ich gerne ein.

BAST UND NIKOLO.

Wie! was! – Auch Du spielst solche Streiche!

CLÄRCHEN schalkhaft die Achseln zuckend.

Das sind nun so der Liebe Sachen,

Sie kann bald klug, bald närrisch machen,

Das sehn wir klar und deutlich heut;

Der stellte sich als einen Narren,

Der hatte wirklich einen Sparren,

Und wird durch Liebe nun gescheut.

Wär's nicht unmenschlich, wenn ich wollte,

Daß er fort närrisch bleiben sollte?

Ich geb' Ihm also meine Hand,

Damit Er bleibe bey Verstand.

NIKOLO.

Du hast mich also nur betrogen?

CLÄRCHEN.

Dir Gimpel war ich nie gewogen![348]

ALLE außer Bast und Nikolo.

Ha, ha! Herr Bräutgam ohne Braut!

Wann werden Sie denn wohl getraut?

Erst allein, dann zusammen.


BAST UND NIKOLO in äußerstem Affekt zusammen.

Verdammt sind Eure Ränke!

Das soll, so lang' ich denke,

Mir eine Warnung seyn.

LUKREZIA zu Bast.

Komm Collatin und denke,

VIRGINIA zu Nikolo.

Komm Appius und denke,

LUKREZIA, VIRGINIA.

Daß ich mein Herz Dir schenke;

Und sey nun wieder mein.

DIE POETEN zu Bast und Nikolo.

O Jupiter! gedenke

Daß Deiner Liebes Ränke

So viel, so zahlreich seyn.

TRÜBE, ALBERT, CONSTANZE, ORPHEUS UND CLÄRCHEN.

Schlägt wem die Liebe Ränke,

So sey Er klug, und denke:

Er tauge nicht zum Frey'n.[349]

ALLE.

Amor treibt mit grauen Haaren

Manchmal freylich wohl sein Spiel;

Aber soll sie Hymen paaren,

Fehlt der Alte meist das Ziel.

Ende.
[350]

Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 346-351.
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