Vierzehnter Auftritt.

[65] Rosalie und Leonore rechts. Gotthold und Sichel links.


LEONORE leise, sehr ängstlich.

O weh, wir sind verloren,

Der Vater ist zu Haus;

Die Thüren fest verschlossen,

Kein Mensch kann mehr hinaus!

LEONORE, GOTTHOLD UND SICHEL leise.

Was fangen wir nun an?

ROSALIE ebenso.

Was doch der Zufall kann!

Alle stehen betroffen.


CLAUDIA von innen.

Was Kuckuck giebt's schon wieder?

Ich muß schon selber sehn.

[65] ROSALIE UND LEONORE stets leise.

Mir zittern alle Glieder,

Sie kommt, wie wird's uns gehn!

GOTTHOLD UND SICHEL stets ebenso.

Mein Mut fällt nun danieder,

Was wird wohl nun geschehn?

ROSALIE tritt zwischen Gotthold und Sichel.

Geschwind, in unser Zimmer!


Sie drängt Gotthold und Sichel der Mittelthür zu.


LEONORE, GOTTHOLD UND SICHEL.

Da ist der Vater eben!

Rosalie kommt wieder vor.


ALLE.

So weiß ich mir, beim Leben,

Wahrhaftig keinen Rat!

SICHEL zeigt nach links auf das Laboratorium.

Kann man hier sicher sein?


Er tritt an die Thür links.


LEONORE UND ROSALIE.

Da kann kein Mensch hinein!

SICHEL.

Kann man hier sicher sein?

LEONORE UND ROSALIE.

Da kann kein Mensch hinein,

Kein Mensch hinein!

GOTTHOLD hat inzwischen probiert und findet die Thür unverschlossen.

Viktoria! Viktoria! Getroffen! getroffen!

Viktoria! Die Thüre ist ja offen!

LEONORE UND ROSALIE.

Die Thüre wäre offen?

GOTTHOLD.

Ja, ja, die Thür ist offen!

LEONORE UND ROSALIE.

Hinein! hinein! hinein! hinein! hinein! hinein!

GOTTHOLD UND SICHEL.

Herein! herein! herein! herein! herein! herein!

ALLE VIER.

Bis sie zu Bette sein!

Leonore und Rosalie schieben Gotthold und Sichel nach links hinein und treten dann schnell von der Thür fort.

Claudia Stößel kommt im Nachtgewand von rechts.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Doktor und Apotheker. Dichtung von Stephanie dem Jüngeren, Leipzig [o. J.], S. 65-66.
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