Dritter Auftritt.

[47] Stößel, Sturmwald zu seiner Linken.


STÖßEL geht an Sturmwald vorüber nach rechts; spricht. Das Weib will mich zu Grunde richten!

STURMWALD. Ruhig, Freund, bis morgen ist die Zeit zu kurz, um das alles anzuschaffen, und ist die Hochzeit vorbei, dann giebt sich's von selbst. Und nun –

STÖßEL. Also Sie verlangen –

STURMWALD. Nichts, Herr, als Ihre Tochter.

STÖßEL. Nun, die sollen Sie haben, und das morgen.

STURMWALD. Topp! Gute Nacht! Ich will noch erst ein gut Glas Wein zu mir nehmen.

STÖßEL. Gute Nacht, lieber Hauptmann. Morgen um diese Zeit sind wir näher verwandt.

STURMWALD. An mir soll's nicht liegen. Gute Nacht! Gute Nacht! Er reicht Stößel die Hand und geht dann ab nach links hinten.

STÖßEL. Ein Glück, daß ich solch einen Schwiegersohn bekomme, meine liebreiche Ehehälfte hätte mir sonst warm gemacht. Nun muß es im Ernst drüber hergehen. Aber jetzt will ich nach meinen Experimenten sehen; gelingt mir's, so will ich doch gewiß noch den Doktorhut davontragen, und wenn mein Widersacher Krautmann auch darüber platzt. Er geht ab nach rechts hinten in die Apotheke.

Gotthold Krautmann schleicht, in einen Mantel gehüllt, mit einer brennenden Handlaterne von rechts hinter der Apotheke hervor.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Doktor und Apotheker. Dichtung von Stephanie dem Jüngeren, Leipzig [o. J.], S. 47.
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