Dreißigstes Kapitel.

[51] Nein, Yorick, sagte mein Vater, als Antwort auf eine Frage, die dieser an ihn gerichtet hatte, ich habe nichts in der ganzen Tristrapädie aufgestellt, was nicht so klar wäre wie ein Satz des Euclid. Trim, reicht mir doch jenes Buch von meinem Schreibtisch her. – Ich habe oft daran gedacht, es Euch beiden, Yorick und Dir, Bruder Toby, vorzulesen, und es ist nicht recht von mir, daß ich es nicht schon längst gethan habe. Sollten wir nicht jetzt ein oder ein paar kleine Kapitel lesen – später, bei Gelegenheit, lesen wir dann wieder ein paar, und so fort, bis wir durch sind. – Mein Onkel Toby und Yorick machten die schickliche Verbeugung, und der Korporal, obgleich das freundliche Anerbieten ihm nicht mit galt, legte nichtsdestoweniger seine Hand aufs Herz und machte ebenfalls seinen Diener. Die Gesellschaft lächelte. – Trim, sagte mein Vater, hat sich das Recht erkauft, der Vorlesung beiwohnen zu dürfen. – Ihm schien das Stück nicht zu gefallen, meinte Yorick. – Es war, mit Ew. Hochehrwürden Erlaubniß, ein Hansnarrenkampf, der da von dem Kapitän Tripet und dem andern Offizier; warum machten sie so viel Sprünge, statt auf einander los zu gehen? Die Franzosen machen wohl auch Kapriolen, aber so doch nicht! –

Mein Onkel Toby fühlte sich nie so behaglich, als in diesem Augenblicke, bei des Korporals und seinen eigenen Reflexionen; er zündete seine Pfeife an; Yorick rückte seinen Stuhl näher an den Tisch, – Trim putzte die Lichter, – mein Vater störte das Feuer auf, – nahm dann das Buch, hüstelte ein paarmal und begann.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 51.
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