Einhundertunddreiundachtzigstes Kapitel.

[265] Mrs. Bridget hatte das ganze bischen Ehre, worüber ein armes Kammermädchen in dieser Welt zu verfügen hat, dafür eingesetzt, daß sie binnen zehn Tagen der Sache auf den Grund kommen wolle; sie baute dabei auf eine der natürlichsten und unzweifelhaftesten Voraussetzungen, darauf nämlich, daß, während mein Onkel Toby um ihre Herrin würbe, der Korporal gar nichts Besseres thun könne, als ihr den Hof zu machen. Und damit ich Alles aus ihm herausbekomme, sagte Bridget, will ich's ihm auch nicht verwehren. –

Freundschaft trägt ein doppeltes Kleid, ein äußeres und noch eins darunter. Im erstern diente Bridget den Interessen[265] ihrer Herrin, im andern that sie das, was ihr selbst am meisten gefiel; so hatte sie bei meines Onkel Toby's Wunde einen doppelten Einsatz im Spiele, gerade wie der Teufel. Mrs. Wadman hatte nur einen, und da es aller Wahrscheinlichkeit nach ihr letzter war, so war sie entschlossen, ihre Karten selbst auszuspielen (ohne indessen Mrs. Bridget entmuthigen zu wollen, oder ihren Talenten zu mißtrauen).

Sie war unbesorgt; ein Kind hätte sein Spiel errathen können, – so offen, so treuherzig spielte er alle seine Trümpfe aus, – so wenig dachte er daran, die höchsten zurückzuhalten, – so bloß und wehrlos saß er da mit der Wittwe Wadman auf dem Sofa, daß ein großmüthiges Herz darüber hätte weinen mögen, das Spiel gegen ihn zu gewinnen.

Aber lassen wir das Bild fallen.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 265-266.
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