Einhundertundvierzigstes Kapitel.

[197] Es ist traurig genug, – aber nach Allem, was man täglich sieht, ist es doch gewiß, daß ein Mann wie ein Licht an beiden Enden in Brand gesetzt werden kann, – vorausgesetzt nämlich, daß Docht genug heraussteht. Steht zu wenig heraus, so brennt's nicht; – steht aber genug heraus und steckt man ihn unten an, so hat die Flamme gemeiniglich das Unglück, sich selbst auszulöschen, und damit ist die Sache dann wieder zu Ende.

Dürfte ich bestimmen, auf welche Art ich verbrannt werden möchte – denn wie ein Vieh verbrannt zu werden, den Gedanken kann ich nicht ertragen, – so würde ich eine Hausfrau bitten, mich immer am oberen Ende anzuzünden; so könnte ich anständig herunterbrennen, d.h. vom Kopfe zum Herzen, vom Herzen zur Leber, von der Leber zu den Nieren und so weiter durchs Gekröse und alle Gedärme und Eingeweide bis zum Blinddarm.

– Bitte, Dr. Slop, sagte mein Onkel Toby und unterbrach diesen, der an jenem Tage, wo meine Mutter mit mir niederkam, in einem Gespräche mit meinem Vater das Wort Blinddarm gebrauchte, – bitte, sagte er, was ist das, Blinddarm? So alt ich bin, weiß ich doch bis diesen Tag noch nicht, wo er liegt.

– Der Blinddarm, sagte Dr. Slop, liegt zwischen dem Ilion und dem Colon.

– Beim Manne? sagte mein Vater.

– Das ist gleich, sagte Dr. Slop, beim Manne wie beim Weibe. – So, das habe ich nicht gewußt, sagte mein Vater.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 197.
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